
W-Fragen © JiSIGN – Fotolia.com
Wenn ein Trainer ein Seminar plant, hat er auch seine Zielgruppe im Blick, er verfügt aber über die Möglichkeit sich im laufenden Seminar an die tatsächlichen Gegebenheiten anzupassen. Sind die Inhalte zu schwierig, zu einfach, fehlen wichtige Vorkenntnisse? Das sind alles Situationen, auf die man in Seminaren eingehen kann. Im klassischen E-Learning, bei Web Based Trainings oder Computer Based Trainings, existieren diese Möglichkeiten nicht!
Deshalb gehört die sorgfältige Zielgruppenanalyse zu den wichtigsten Aufgaben im didaktischen Design. Als E-Learning-Autorin brauche ich ein möglichst genaues Bild meiner Zielgruppe. Das erfordert viel Arbeit im Vorfeld, lohnt sich aber für den angestrebten Lernerfolg.
Die Zielgruppe in Szene setzen
Ich kenne die künftigen Anwender meistens nicht und habe keine Möglichkeit zu einem Interview. In diesen Fällen hilft es, mit einer PersonaDie Persona steht für eine Nutzergruppe und wird in Ihren Eigenschaften sehr detailliert beschrieben. zu arbeiten. Für mich funktioniert bei dieser Aufgabe ein Tipp aus einem Blogartikel von Tom Kuhlmann ausgezeichnet. Er empfiehlt darin MindMapping, um strukturiert alle Ideen zu einer Zielgruppe zu sammeln. Die einzelnen Zweige der MindMap richten sich nach dem Ziel, das ich verfolge. In dem abgebildeten Beispiel geht es vorrangig um das Template-Design für ein WBT.
Wie eine gute Persona aussehen sollte, hat Markus Nickl ausführlich in seinem Blog doctima beschrieben. Er schildert darin auch sehr amüsant das Unverständnis, auf das man immer wieder stößt. Auftraggeber und Kollegen finden diesen Aufwand häufig überflüssig.
Warum es gut ist, mit einer Persona zu arbeiten
Personas können helfen, sich über die Bedürfnisse und Gewohnheiten der Zielgruppe klar zu werden. Es ist wesentlich leichter, Design-Ziele zu formulieren, wenn man sich beispielsweise mit den Medienvorlieben auseinandersetzt. Die Beschäftigung mit der Frage, welche Medien die künftigen Anwender nutzen, bringt aber nicht nur Ideen zur grafischen Gestaltung. Ich kann auch Vermutungen anstellen, in welchem Stil und TempoGemeint ist hier das Sprachtempo, das durch kurze Sätze entsteht. Ungeübte Lerner können dadurch die Konzentration besser halten. eine Präsentation der Lernmedien idealerweise gestaltet werden sollte. Sind die künftigen Benutzer beispielsweise gewohnt längere anspruchsvolle Texte zu lesen? Welcher Sprachstil ist geläufig? Mit welchen Erwartungen gehen die Nutzer an ein Medium heran?
Wenn ich auf alle Fragen, die beim MindMapping auftauchen, eine Antwort gefunden habe, ist es wesentlich einfacher das didaktische Design für eine Lernumgebung zu entwickeln. Ich plane nicht mehr für eine anonyme Zielgruppe sondern beispielweise für Christian.
Die Zielgruppe bekommt ein Gesicht
Christian: 26 Jahre, Fachinformatiker in einem Unternehmen in Bremen, ledig, keine Kinder. Christian möchte sich im Bereich Wirtschaftsinformatik weiterbilden, weil er innerhalb des Unternehmens aufsteigen will. Deshalb ist für ihn ist ein zusätzlicher akademischer Abschluß wichtig. In seiner Freizeit unternimmt er gerne Kurzreisen in Metropolen, längere Urlaube macht er nicht. Er interessiert sich für Sci-Fi-Filme, Motorsport und Downhill. Das Internet nutzt Christian hauptsächlich per Smartphone. Hauptanwendungsgebiete sind Informationssuche, Austausch mit Freunden und Musik-Download. Erfahrungen im Online-Lernen hat Christian bisher nicht.
Was zur umfassenden Analyse bei einem E-Learning-Projekt sonst noch dazu gehört.
Quellenangabe: Bild oben, Personen mit W-Fragen © JiSIGN – Fotolia.com
Autorin: Cornelie Picht