Ein MOOC ist eine Variante des E-Learning, wenn man E-Learning definiert als:
„Jede Form von Lernen, die durch die Anwendung von Informations- und Kommunikationstechnologien unterstützt wird.“ 1
Wesentliche Unterschiede zu den herkömmlichen Online-Kursen sind einerseits die hohen Teilnehmerzahlen (Massive) und andererseits der freie, kostenlose Zugang (Open). Daraus folgt nicht zwangsläufig eine Veränderung des Lernens oder gar eine Bildungsrevolution, auch wenn das dieser Tage zu lesen war. Was wir derzeit erleben, ist vor allem ein Begriffswirrwarr und die Vermischung unterschiedlicher Varianten von MOOCs. Um die Frage zu beantworten, ob ein MOOC auch zur Veränderung des Lernens beiträgt, lohnt es deshalb genauer hinzusehen, um welche Variante bzw. Kategorie es geht.
Die verschiedenen Varianten von MOOCs
Momentan wird hauptsächlich unterschieden in cMOOCs und xMOOCs. Das wird sich sicher noch ändern, weil sehr viel Bewegung in der MOOC-Entwicklung ist und verschiedene Konzepte erprobt werden.
Anfangs gab es nur den MOOC
Als Begründer der MOOCs gelten, auch wenn es Vorläufer gab, die kanadischen Wissenschaftler George Siemens und Stephen Downes. Gemeinsam boten sie 2008 den Kurs „Connectivism & Connective Knowledge“ (#CCK08) an und führten damit den Begriff und die Theorie des Konnektivismus (Connectivism) ein.
Der Konnektivismus geht davon aus, dass Lernen sich als selbstorganisierter Prozess in offenen Netzwerken vollzieht und vor allen darin besteht, sich zu vernetzen. Die Vernetzung bezieht sich dabei nicht allein auf die beteiligten Personen, sondern auf alle Wissensquellen und Wissensbausteine, die sie umgeben. Die in diesem Netzwerk ablaufenden Prozesse gelten als nicht planbar und nicht gestaltbar. Es gibt daher auch keine Lehrenden im herkömmlichen Sinne, die Rolle der sogenannten Facilators in einem MOOC besteht eher darin, die Vernetzung und Kommunikation zu unterstützen. Ein konnektivistischer MOOC (cMOOC) unterscheidet sich deshalb deutlich von den bisher gängigen Lernszenarien.
Grundprinzipien eines cMOOC
- Kein verbindliches Curriculum
Wissen wird nicht übertragen oder konstruiert, sondern wächst. Teilnehmende entscheiden selbst was und in welchem Umfang sie lernen wollen.
- Dezentrale Struktur
Es gibt keine zentrale Plattform im Sinne eines Learning-Management-Systems. Der Veranstalter stellt ein Blog oder Wiki zur Verfügung. Die Teilnehmenden nutzen für ihre Beiträge eigene Blogs und kommunizieren in ihren eigenen Netzwerken.
- Kernaktivitäten der Teilnehmenden:
- aggregate (Einarbeitung, Überblick verschaffen),
- remix (Anknüpfungspunkte zu eigenen Themen/Erfahrungen finden),
- repurpose (eigene Beiträge schreiben),
- feed forward (Beiträge und Ideen bekannt machen)
- Sharing by tagging
Um Beiträge und Diskussionen auffindbar zu machen werden kursspezifische Hashtags, wie zum Beispiel #CCK08, genutzt.
Eine sehr schöne Visualisierung eines MOOCs finden Sie hier.
MOOCs dieser Art haben nach meiner Ansicht tatsächlich das Potenzial, bisherige Lerngewohnheiten zu verändern, sie sind eine echte Innovation. Was aber die MOOC-Welle zu einem Tsunami anschwellen ließ, war eine ganz andere Veranstaltungsform.
Die Omnipräsenz der xMOOCs macht eine Unterscheidung notwendig
Das X steht für Extension und geht darauf zurück, dass Harvard und MIT ihre offenen Kurse mit einem x kennzeichneten. Sie bieten ihre offenen Online-Kurse, gemeinsam mit weiteren Universitäten, über die Plattform edX an. Richtig Fahrt nahm die Entwicklung aber erst auf, als mit Coursera und Udacity zwei gewinnorientierte Unternehmen auf den Markt traten. Die MOOCs kamen wegen ihrer hohen Teilnehmerzahlen („Artifical Intelligence“ mit mehr als 160.000, „Machine Learning“ mit 104.000 und „Introduction to Databases“ mit 92.000 Teilnehmern) nicht mehr aus den Schlagzeilen. Was aber weniger thematisiert wurde, war die Tatsache, dass diese offenen Online-Kurse auf einem völlig anderen Konzept basieren, als die konnektivistischen MOOCs.
In den überwiegenden Fällen handelt es sich um Videos, ergänzt durch Multiple-Choice- Aufgaben und unmoderierte Foren. Mit anderen Worten, es geht um Frontalunterricht am Bildschirm.
Die Unterschiede zwischen cMOOCs und xMOOCs in der Übersicht
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Quelle
Der gute Teil an diesem Modell ist der offene Zugang zu allen Ressourcen und die Tatsache, dass durch den Hype das Online-Lernen aus seiner Ecke des „Kellerkinds“ geholt wird. Das macht aus den xMOOCs aber noch längst keine Bildungsrevolution, nicht mal ansatzweise. Im Gegenteil, manche holprigen Versuche lassen eher an die Anfangszeiten des E-Learning denken und man ist mehr gerührt, als beeindruckt.
Ich habe bisher an unterschiedlichen MOOCs teilgenommen. Begonnen habe ich als Lurker im #opco11, den Open Course Workplace Learning #ocwl11 habe ich als Kurs-Patin begleitet, beim #opco12 war ich Teilnehmerin und im MOOC Maker Course #mmc13 war ich gleichermaßen Impulsgeberin, wie Teilnehmerin. In allen MOOCs habe ich viel gelernt, alte Überzeugungen über den Haufen geworfen, neue Kontakte geknüpft, viel Arbeit aber auch viel Spaß gehabt. Es waren ausnahmslos cMOOCs. Vom einzigen xMOOC, für den ich mich eingeschrieben habe, kann ich das nicht sagen. Das heißt aber nicht, dass ich diesen MOOCs die Berechtigung abspreche. Im Gegenteil, wer fachlich als Anfänger startet mag von dem Konzept durchaus profitieren und auch viele Themen und Lehrziele eignen sich eher für den xMOOC, als für den cMOOC. Nur wünsche ich mir etwas leisere Töne von den Protagonisten der xMOOCs und etwas mehr Qualität bei den Vertretern unserer Qualitätsmedien.
Deutschsprachige MOOCs, die im April/Mai beginnen:
COER13 – der Online Course zu OER (Open Educational Resources) startet am 08. April 2013
ich.kurs – Der erste Open Course zum Thema persönliche Entwicklung beginnt am 22. April 2013
SOOC – Ein Online-Kurs zum persönlichen Lern- und Wissensmanagement öffnet am 13. Mai 2013 die virtuellen Tore
Vielleicht auch interessant:
Umfassende deutschsprachige Quelle zu MOOCs
Mein Beitrag zur Didaktik-Woche des #mmc13: Kein MOOC für alle Fälle
Die Website des deutschen MOOC Maker Course: How to MOOC
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