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Ist E-Learning bald am Ende?

Hat das klassische E-Learning mit CBT und WBT ausgedient, wie manche Experten aus der Learning Community meinen? Ist das als E-Learning 1.0 geschmähte klassische Lernen allein vor dem Computer vorbei? Wenn es stimmt, was wird dann aus den E-Learning-Experten? Mit diesen Fragen habe ich mich mich im November 2011  im Rahmen eines Vortrags auf dem Webgrrls Symposium in Köln beschäftigt.

Präsentation: Ist E-Learning bald am Ende?

Hier nun eine Kurzfassung meines Vortrags:

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#ocwl11 – Einheit 5: Alles auf Anfang

Im OpenCourse Workplace Learning 2011 wurde gestern die fünfte Kurseinheit (Sozialpsychologische Aspekte von computermediierter Kommunikation) mit einer Online-Session abgeschlossen. Für mich, als eine der Kurspatinnen, hieß das zunächst alte Unterlagen hervorkramen und zu rekapitulieren worum es eigentlich geht. Andrea Brücken, die andere Patin dieser Lerneinheit, nutzte die „stade Zeit“ für die Planung einer Online-Session, die über ununi.tv live im Internet verfolgt, kommentiert und mit Beiträgen ergänzt werden konnte. Das Protokoll der Beiträge aus dem Twitterchat kann hier heruntergeladen werden.

Was ist an der computermediierten Kommunikation so besonders?

Zu den einflussreichsten Theorien zur Medienkommunikation zählt die Social Presence Theory (Short, Williams, Christie, 1976). Die Social Presence Theory wurde nicht speziell für die computervermittelte Kommunikation entwickelt sondern befasst sich mit zwischenmenschlichen Beziehungen im Zusammenhang mit Telefon-, Audio- und Videokonferenzen. Ein wesentlicher Aspekt der von den Autoren untersucht wurde, war das Gefühl der sozialen Anwesenheit (Social Presence) anderer Personen bei einer lediglich durch Medien unterstützten Kommunikation. In der Social Presence Theory ist die soziale Präsenz als eine Eigenschaft des jeweiligen Mediums definiert, nicht als Eigenschaft der Personen, die das Medium nutzen. Das Gefühl der sozialen Präsenz ist nach Short et al abhängig von der Anzahl der Kanäle über die das jeweilige Medium verfügt.

Die Anzahl der Kommunikationskanäle kann die Kommunikationsziele beeinträchtigen
Im Vergleich zur natürlichen Gesprächssituation (FtF-Kommunikation) fehlen uns bei der computermediierten Kommunikation (cmK) oft wesentliche Hinweise, wie beispielsweise Mimik, Gestik und Veränderungen der Tonlage. Es kann deshalb schneller zu Missverständnissen kommen und zwar umso eher, je weniger Kanäle uns zur Verfügung stehen. Steht uns, wie bei E-Mail, EtherPad, Twitter und Foren nur ein Kanal, nämlich der Text, zur Verfügung, kommt es aber nicht nur leichter zu Missverständnissen, sondern es sinkt auch die Wahrnehmung der sozialen Präsenz. Weil wir uns der Anwesenheit der anderen Personen weniger bewusst sind, als in der natürlichen Kommunikation, kann der Ton unpersönlicher werden, die Verbindlichkeit abnehmen und die Verfolgung gemeinsamer Ziele erschwert werden.

Taugt computermediierte Kommunikation (cmK) dann überhaupt in formalen Lernsituationen?

Im Rahmen unserer Online-Session wurden neben den allgemeinen Vor- und Nachteilen der cmK auch spezielle Probleme aus dem laufenden Kurs angesprochen:

Welche Probleme gibt oder gab es?

„Aller Anfang ist schwer!“, umschreibt es treffend, wenn auch trivial. Nach einem fulminanten Auftakt wurde es sehr ruhig. Die Studierenden bloggten und twitterten nicht in dem Maße, wie es die Onliner (Paten und externe Teilnehmer des #ocwl11) erwartet hatten. Die Diskussionen auf Twitter wurden daraufhin hitzig, zu hitzig für meinen Geschmack. Es gab ein Unbehagen und das Gefühl: „Die Studierenden wollen nicht mit uns arbeiten.“ Die Reise der Patin Monika E. König brachte etwas Klarheit:

Mit großer Überraschung habe ich vernommen, dass wir als überragende Experten wahrgenommen werden. Also solche, denen man eigentlich nichts mehr präsentieren könne, was sie nicht schon ohnehin wüssten.

Es stellte sich heraus, dass die Studierenden die sozialen Medien weit weniger nutzen als die Onliner vermutet hatten. Missverständnisse und falsche Vorstellungen auf beiden Seiten waren kennzeichnend für diese Phase. Bringt man diese Startschwierigkeiten in Zusammenhang mit der oben angesprochenen Social Presence Theory finde ich zwei Punkte wesentlich:

  • Die Kommunikationspartner, in diesem Fall die Studierenden und die Onliner, kannten sich nicht.
  • Ein Teil der Kommunikationspartner, in diesem Fall die Studierenden, hatten keine sehr hohe Medienkompetenz.

Interessant finde ich diese beiden Aspekte deshalb, weil es sich um zwei wesentliche Argumente der Kritiker der Social Presence Theory handelt: Weil sich die Teilnehmer bei den Untersuchungen von Short, Williams & Christie nicht kannten und weil sie über keine hohe Medienkompetenz verfügten, seien die Ergebnisse nicht auf andere Situationen übertragbar. Ich frage mich, ob man umgekehrt davon ausgehen kann, dass unter den genannten Bedingungen grundsätzlich eher mit Problemen in der Kommunikation gerechnet werden muss.

Heute, im Rückblick, wird die Beschäftigung mit den Medien teils als Herausforderung und Ansporn betrachtet, teilweise aber auch als Störung, weil es dem eigenen Lernstil nicht entspricht. Letzteres führte in der Online-Session zu der Frage, ob die computermediierte Kommunikation unter Umständen im Kontext des universitären Lernens ungeeignet sei? Ganz und gar nicht, denke ich, und möchte dies mit einem Zitat von Kerres begründen:

Mediale Lernangebote können dazu beitragen, Bildungsprozesse anzuregen, wenn die situativen Bedingungen der Lernumgebung dies ermöglichen: Es ist damit die Situation, die den Wert des Mediums bestimmt, und nicht das Medium und ganz sicher nicht das Mediensystem.
(Kerres, Multimediale und telemediale Lernumgebungen, 2001)

Aus meiner Sicht wäre es hilfreich, die Lernsituation zu analysieren. Beispielsweise mit folgenden Fragen:

  • Welche Bildungsprozesse sollen angeregt werden?
  • Welche Akteure arbeiten mit welchen Zielen zusammen und wie können gemeinsame Ziele definiert werden?
  • Welche Vorkenntnisse (fachliche Kenntnisse, Medienkompetenz) sind erforderlich um die gemeinsamen Ziele zu erreichen?
  • Welche Hindernisse ergeben sich aus der formalen Lernsituation der Studierenden?
  • Und nicht zuletzt: Wie kann die Entstehung eines Gruppengefühls bei sehr heterogenen Zielgruppen unterstützt werden?

Andrea Brücken hat dazu in ihrem Blogbeitrag ebenfalls schon einige Fragen und Gedanken formuliert. Johannes Moskaliuk, der Veranstalter des OpenCourse Workplace Learning 2011, geht noch weiter und ruft zum Showdown auf. Für mich heißt das, alles deutet eher auf einen Anfang als auf ein Ende hin. Die Diskussion wird fortgesetzt und es bleibt spannend.

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#solea11 – Die Social Learning Blogparade 2011

Es ist soweit. Der Social Media Berater Julian Grandke und ich starten gemeinsam eine Blogparade zum Thema „Social Learning“.

Zusammen mit Ihnen wollen wir erkunden worum es beim „Social Learning“ eigentlich geht. Wir wollen Ideen jonglieren und einen Austausch zwischen Bloggern, Interessierten und Profis aus dem Bereich eLearning/Bildung und dem Feld Social Media & Community Management anregen.

Eingeladen ist jeder, der Interesse hat seine Gedanken und Ideen zu diesem Thema zu teilen. Egal ob Sie nun Profi oder engagierter Lerner sind. Auch Neulinge, die Fragen zum Thema „Social Learning“ haben, dürfen sich gerne einschalten. Bitte nehmen Sie sich kurz Zeit diesen Eintrag zu lesen und wenden sich mit Fragen gerne an uns.

Die Idee

Auslöser für unsere Idee zu einer Blogparade war eine Direktnachricht von Julian auf Twitter.


Ich habe erst mal geschluckt und wollte auf Tauchstation gehen. Es hat aber nicht funktioniert.

Es folgte ein reger Mailwechsel über die Ziele und Inhalte des geplanten Interviews. Julian wollte genauer wissen, wie Social Media zum Lernen eingesetzt werden kann und dieses Wissen mit den Lesern seines Blogs teilen. Und er wollte eigentlich alles wissen:

„Was bedeutet Social Learning, was ist der aktuelle Stand, wo geht die Entwicklung hin?“

Meine spontane Antwort: „Da musst Du die echten Experten fragen

Wer sind eigentlich die Experten für Social Learning?

„Die Hochschulen, beziehungsweise die Lehrenden dort, die sich mit Mediendidaktik, Web 2.0 und Enterprise 2.0 befassen. Das sind die wirklichen Experten.“ Meine Definition schien mir zwar selbst nicht ganz stimmig aber ausreichend, um eine „echte Expertin“ zu kontaktieren. Die Antwort war freundlich aber nicht ganz in meinem Sinne.

„Sind wir nicht alle Lernende in diesem Bereich?“

Da saß ich nun, mit meinem „Expertenansatz“ und dem Wunsch nach wissenschaftlich bestätigten Wahrheiten, nach Falsch-/Richtig-Antworten.

 

erstellt unter Verwendung eines Fotos von Trexer CC BY-SA 3.0

 

Social Learning funktioniert nicht mit dem alten Modell  vom Lehren und Lernen

„Web 2.0 is an attitude not a technologie.“, ist ein vielzitierter Klassiker von Stephen Downes und ich habe die Aussage bisher in erster Linie so verstanden:

Es sind nicht die Tools, sie erleichtern lediglich die Kommunikation und die Zusammenarbeit. Was aber viel wesentlicher ist, ist die Mentalität beziehungsweise Haltung die hinter der Idee steht. So unterschiedlich die Form und Intensität der Nutzung von Web 2.0-Diensten auch ist, es gibt zwei wesentliche Kriterien, die der Benutzer erfüllen muss, um Teil des „Social Web“ zu werden:

  • Die Bereitschaft, aktiv Inhalte zu erstellen und im Web zugänglich zu machen.
  • Die Bereitschaft, die Anonymität im Netz ganz oder teilweise aufzugeben.

So weit, so richtig aber reicht das schon aus? Was ist denn mit der Bereitschaft,

  • seinen Lernprozess öffentlich zu machen?
  • öffentlich Fehler zu machen?
  • anderen zu vertrauen?
  • alte Denkmuster loszulassen?

Diese Haltung geht weit über die aktive Erstellung von Inhalten und die Aufgabe der Anonymität hinaus. Sie erfordert auch eine besondere Offenheit für vielfältige Perspektiven und Lösungsansätze.

Wie gehen wir mit diesen Anforderungen um?

Soviel habe ich gelernt: Eine Experten-Perspektive ist mit der Lernkultur von Web 2.0/Social Learning nur schwer vereinbar. Wie gehen wir aber als Lerner, als Lehrender und im Unternehmen damit um?

Harold Jarche beschreibt in seinem Post „Those hard softskills“ einige Skills, die wir zum kooperativen Arbeiten und Lernen unbedingt brauchen und er nennt sie zu Recht hart.

Martin Lindner hat schon vor zwei Jahren seine „10 Regeln für Lerncommunities“ (mit Dank an die anonymen Alkoholiker) formuliert, provokanter im Ton aber die Botschaften sind sehr ähnlich.

Haben wir diese Haltungen schon eingenommen? Wie sind Ihre Erfahrungen? Wo diskutieren Sie darüber und probieren es aus? Wir wollen den Fragen weiter auf den Grund gehen. Nicht mehr als Dialog per E-Mail sondern dort wo es hingehört, im Netz! Wir rufen deshalb zu einer Blogparade auf:

Das Ziel

Das Ziel der Blogparade besteht darin, einen Überblick über den aktuellen Stand von Social Learning im deutschsprachigen Raum zu geben und Social Learning außerhalb der Learning-Communities präsenter und (be-)greifbarer zu machen.

Die Teilnehmer der Blogparade sind aufgefordert ihren persönlichen Zugang zu Social Learning, ihre eigenen Erfahrungen und den persönlichen Stellenwert von Social Learning schildern. Dazu sollen die nachfolgenden fünf Fragen als Gerüst dienen:

  • Was verstehe ich unter Social Learning? (Die 3 wichtigsten Kennzeichen)
  • Welche Tools und Methoden haben mich begeistert? (Beim Lernen, in der Lehre, im Training)
  • Wie sieht meine ideale persönliche Lernumgebung aus? (bezogen auf Tools, Community, Art der Zusammenarbeit)
  • Wie weit ist ein Mentalitätswandel hin zu kooperativem Lernen im Netz schon verwirklicht? (Im persönlichen Bereich, im Unternehmen, im Hochschulbereich)
  • Wie könnte/sollte sich Social Learning in den nächsten Jahren entwickeln?

Bitte verlinken Sie Ihre Beiträge bis zum 27. Oktober 2011 auf http://juliangrandke.de/socialmedia/solea11-die-social-learning-blogparade-2011/ und hinterlassen Sie einen Kommentar in unseren Blogs. Wir freuen uns über Tweets zur Blogparade und zu Ihren Beiträgen. Bitte benutzen Sie beim twittern den Hashtag #solea11.

Als Abschluss der Blogparade fassen wir Ihre Beiträge kurz zusammen und verlinken noch einmal auf Ihre Blogs. Bei ausreichender Beteiligung erstellen wir aus den Beiträgen, ergänzt um ein Kurzportrait der Autoren, ein kostenloses eBook.

Alle bisherigen Beiträge sind hier kurz beschrieben und verlinkt.

Bildnachweis: Das Museumsbild basiert auf einem Foto von Trexer

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Fünf Dinge, die ich wirklich nicht mehr sehen will

Manchmal weiß ich nicht was mich mehr ärgert. Die pauschale Verunglimpfung von E-Learning oder schlechte Beispiele aus der E-Learning-Praxis? Sätze wie dieser:

Emoticon "Entsetzen"
„Ich halte wenig von eLearning.  Ich bin der Überzeugung, dass es nichts Sinnvolleres gibt, als „vor Ort“ gehen.“

 

 

treiben mir zwar kurzfristig den Blutdruck in die Höhe aber es ist eben eine Ansicht. Man kann sie diskutieren und notfalls sogar stehen lassen.

Es gibt aber Dinge, die sind indiskutabel. Weil es keinen vernünftigen Grund dafür gibt, E-Learning so zu gestalten. Weil es dazu beiträgt, dass Vorurteile über mediengestütztes Lernen sich halten. Und weil damit die Lernenden verärgert, gelangweilt und demotiviert werden.

Einfältiges Design

Screenshot Lernprogramm

Screenshot eines Lernprogramms

Grauer Hintergrund, klobige Buttons und Icons, alles aus der Zeit als das Internet noch ARPA hieß und das Telefon per Kabel fest mit der Wand verbunden war. Wem nichts besseres einfällt, als dieses Design, zeigt, dass ihm die Inhalte und die Zielgruppe eigentlich egal sind. Wieso sollten die Lerner sich dann aber für die Inhalte interessieren?

Das visuelle Konzept ist meines Erachtens neben dem didaktischen Design der wichtigste Faktor, um Motivation beim E-Learning zu fördern und aufrecht zu erhalten. Es gibt faszinierende Beispiele für gutes Design. Nicht nur Tom Kuhlmann liefert wöchentlich neue Anregungen, auch Frank Thissen und viele andere zeigen seit Jahren, wie man Informationen zielgruppen- und mediengerecht aufbereiten kann. Es gibt wirklich keinen Grund mehr für langweiliges, einfallsloses Design.

Vorgetäuschte Interaktivität

„Klicken Sie auf weiter, um mehr zu erfahren.“ Solche Aufforderungen sind aus meiner Sicht eine Beleidigung der Lerner oder deren Intelligenz. Mit Interaktion hat es jedenfalls nichts zu tun. Ebenso wie sinnlose Animationen, die nur die Zeit der Lernenden stehlen sowie nichtssagendes Feedback. Es ist arrogant zu glauben, die Nutzer von Lernprogrammen würden solche simplen Tricks nicht erkennen. Im Gegenteil! Sie sind frustriert, genervt und gelangweilt. Geeta Bose hat dazu ein wunderbares Post aus Sicht eines erwachsenen Lerners geschrieben.

Echte Interaktionen unterstützen die Lernenden dabei, ein Problem zu lösen. Zum Beispiel in Szenarien, die Handlungsalternativen enthalten, Entscheidungen erfordern und Funktionen zur Problemlösung zur Verfügung stellen. Das können Links zu weiteren Informationen, Medien oder alternativen Darstellungen sein. Hilfreich sind auch Möglichkeiten zur Kommunikation oder wenigstens ein Feedback, welches den Namen verdient.

Die Lerner zum Quiz spielen auffordern

Ich lerne gerne an praktischen Beispielen und sehe mir deshalb so oft wie möglich an, wie andere Autoren vorgehen. Bevor ich mich mit einem fremden Lernprogramm näher befasse, bearbeite ich die Tests. Ohne die Inhalte zu kennen. Meine Trefferquote liegt meistens zwischen 80 und 90 Prozent. Das ist nicht erstaunlich, weil das Prinzip der Testfragen im allgemeinen den Quizshows im Fernsehen entspricht. Nur einfacher, weil die falschen Antworten einen gewissermaßen anspringen.

Quizfragen animieren dazu dem Spieltrieb frönen aber das kann nicht der Zweck von Fragen in einem Lernprogramm sein. Fragen sollen beim Lernen zur Auseinandersetzung mit den Lerninhalten anregen. Sie sollten dazu auffordern Informationen zu suchen, zu vergleichen, zu bewerten, in einen anderen Zusammenhang zu stellen. Fragen sind viel zu wichtig für den Lernprozess, im besten Fall bilden sie ein Gerüst, das den Lernenden darin unterstützt seine Ziele zu erreichen. Wir sollten sie deshalb nicht für simple Quizspiele vergeuden.

Texte in Lernprogrammen

Büroschlaf

Bildquelle und Copyright „Büroschlaf“: © berlinrob Clipdealer GmbH

Nichts gegen Texte, ich lese leidenschaftlich gerne und täglich mehrere Stunden. Aber nicht, wenn Text in das Format einer PowerPoint-Folie gepresst wird. Das Ergebnis sind entweder unbefriedigende Verkürzungen der Inhalte oder langweilige Blättermaschinen.

Menschen lesen Blogs, Online-Zeitungen und PDF-Dokumente. Alles Medien, die hervorragend geeignet sind, auch umfangreichere Texte online zur Verfügung zu stellen. Warum also kann man Texte nicht verlinken? Was ist interaktiver als ein Link und was bietet sich mediendidaktisch eher an als Text auf einem Textmedium? Zum Lernen braucht man in einigen Fällen längere Texte aber bitte auf einem geeigneten Medium.

Lerninhalte als „Hörspiel“

In die Kategorie „falsches Medium“ gehören für mich auch längere Texte, die als Audio angeboten werden. Es gehört zu den unstrittigen Vorteilen von E-Learning-Angeboten, dass die Lerner ihr Lerntempo selbst bestimmen können. Der unbedachte Einsatz von Audios für komplexere Lerninhalte nimmt dem Lerner genau diese Möglichkeit.

Wenn ich einen Text lese, kann ich problemlos an einer Stelle verweilen. Weil mich ein bestimmter Aspekt interessiert, weil ich darüber nachdenken möchte oder weil ich ein Verständnisproblem habe. Ein Audio, in dem mir beispielsweise Vorschriften und Regeln vorgelesen werden, legt sich wie Watte um mein Hirn.

Ich bin nicht grundsätzlich gegen den Einsatz von Audios. Sie haben ihre Berechtigung, zum Beispiel wenn ein gezeigter Ablauf oder eine Grafik erläutert werden. Beispielsweise in Softwaretrainings. In vielen anderen Fällen sind sie einfach ärgerlich. Ärgerlich für die Lernenden, weil nutzlos und anstrengend. Ärgerlich für den Auftraggeber, weil teuer in der Produktion und Überarbeitung.

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Blended-Learning-Konzept „Fit for Future“ ist Online

Ich hatte angekündigt, meine Abschlussarbeit aus dem Zertifikatskurs Educational Media online zu stellen. Hier ist sie.

Ich habe die Abschlußarbeit und eine Kurzpräsentation bei SlideShare zum Download bereitgestellt. Zu den Lerninhalten der einzelnen Module habe ich noch zusätzliche Ausarbeitungen aus der Feinkonzeptionsphase. Wenn jemand Interesse an der Umsetzung hat, bitte bei mir melden.

Das Konzept in aller Kürze

Bei dem Weiterbildungsangebot „Fit for Future“ handelt es sich um ein hybrides Lehr-Lern-Arrangement mit einem Wechsel von personalem Unterricht und betreutem, softwaregestützten Lernen. Das Lehr-/Lernangebot soll sukzessive selbständiges Lernen fördern und der Zielgruppe helfen, den Übergang Schule-Beruf besser zu bewältigen.

Das Lernangebot besteht aus den inhaltlichen Komponenten „Fit für IT“ und „Fit für den Beruf “ und „Fit für neue Medien“. Letztere ist eine überwiegend methodische Komponente, die genutzt wird um Inhalte der beiden anderen Lernbereiche handlungsorientiert zu vermitteln. Das Lehr-/Lernangebot ist sequentiell strukturiert, mit kleinen Lerneinheiten, häufigen Übungen sowie Vor- und Nachbereitung der softwaregestützten Lerneinheiten.

Das Interesse der Jugendlichen soll durch den unmittelbaren Bezug zu einem konkreten Ausgangsproblem (bisher erfolglose Bewerbungen) geweckt werden. Mit der erfolgreichen Erarbeitung der vorgesehenen Materialien (Bewerbungsmappe, mediale Selbstdarstellung) soll die Motivation der Jugendlichen gestärkt werden.
Fit für die Bewerbung – Kurzpräsentation Medienprojekt

Die Ausarbeitung

Und jetzt viel Spaß und Inspiration beim Lesen!

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Was bedeutet der Megatrend Nachhaltigkeit für die Weiterbildung?

„Was sind die Trends 2011 im E-Learning?“, fragt der Gastgeber des 17. WissensWert Blog Carnival, Prof. Dr. Andreas König. Thomas Jenewein hat geantwortet und formuliert neben seiner Prognose auch Erwartungen. Er wünscht sich in der Lernwelt mehr Diskussion zu den Themen Transformation und Nachhaltigkeit.

Ich finde beide Themen sehr interessant, angesichts meiner Erfahrung im Bereich Umweltbildung ist mir das Thema Nachhaltigkeit allerdings näher. Darüber möchte ich nachdenken und einen Beitrag zur Diskussion leisten.

Woran liegt es also, dass das Thema Nachhaltigkeit sich in der Lernwelt nicht durchsetzt? Ich denke, es hat etwas mit unserem Bedürfnis nach kurzen, knackigen Antworten zu tun. Wie bringe ich das Thema Nachhaltigkeit in meine Bildungsangebote? Reisekosten einsparen, Papier sparen, energieeffiziente IT-Struktur. Das war es dann oft schon. Ja, und dann?

Nach meiner Beobachtung läuft sich das Thema an diesem Punkt schnell tot und man blickt frustriert auf das Ergebnis. Ich möchte es deshalb anders angehen, genauer hinschauen und das Thema Nachhaltigkeit in der Bildung aus verschiedenen Perspektiven betrachten.

Die Zugänge sind mehrdimensional und man muss die unterschiedlichen Dimensionen betrachten:

  • Bildung für nachhaltiges Wirtschaften
  • Gestaltung von Bildungsangeboten für nachhaltige Kompetenzentwicklung
  • Nachhaltiges Management von Bildungsorganisationen

Diese Themen möchte ich zum Gegenstand einer kleinen Blogserie machen und beginne mit der Frage:

Was steckt hinter den Bildungsangeboten für nachhaltige Wirtschaft?

Bildungsangebote werden nicht im luftleeren Raum entwickelt sondern stehen in Beziehung zu der Organisation, für die das Lernangebot entwickelt werden soll, zum Lerninhalt, zum angestrebten Lehrziel und zum angestrebten Kompetenzgrad . Es gibt deshalb keine allgemeingültige Antwort. Ein wesentlicher Aspekt sind die Nachhaltigkeitsziele des Auftraggebers. Dort muss man ansetzen.

Was heißt eigentlich Nachhaltigkeit?

„Schlage nur so viel Holz ein, wie der Wald verkraften kann! So viel Holz, wie nachwachsen kann!“
Dieses Prinzip formulierte der sächsische Berghauptmann Hans-Carl von Carlowitz in seinem 1713 veröffentlichten Buch über die Entwicklung der Ökonomie in der Waldkultur. Er gilt damit als der Begründer des Nachhaltigkeitsbegriffs.

Integriertes Nachhaltigkeitsdreieck
Quelle: Wikimedia Commons, © Alexandro Kleine

Heute ist nachhaltiges Wirtschaften als eine Querschnittsaufgabe definiert,  bei der ökonomische, ökologische und soziale Folgen wirtschaftlichen Handelns nicht getrennt betrachtet oder gegeneinander ausgespielt werden sollen.

Das von Alexandro Kleine entwickelte integrierte Nachhaltigkeitsdreieck verdeutlicht das Zusammenspiel der Dimensionen und kann unter anderem zur Nachhaltigkeitsbewertung eingesetzt werden.

Um dieses Zusammenspiel komplexer Systeme im Sinne nachhaltiger Entwicklung zu gestalten, nützt es wenig, die Entwicklung von Bildungsangeboten lediglich aus der Perspektive des „draufsattelns“ zu betrachten. Die allgemein formulierte Frage: „Wie kann ich ein Bildungsangebot mit Nachhaltigkeitsaspekten anreichern?“, begünstigt einerseits Insellösungen, andererseits verstellt sie den Blick auf vorhandene Lösungsmöglichkeiten.

Ansatzpunkte für eine Strukturierung, sehe ich hingegen in unternehmensspezifischen Zielsetzungen, nachhaltigkeitsrelevanten Themen und dem erforderlichem Vertiefungsgrad.

Welche Ziele und Prozesse zur nachhaltigen Entwicklung sollen unterstützt werden?

Durch die große Bandbreite der Nachhaltigkeitsaspekte ist es notwendig, dass Unternehmen sich auf Aktivitäten in ihrem Kerngeschäft fokussieren und in diesem Bereich alle Aktivitäten bündeln. Die erfolgreiche Strategie liegt deshalb nicht in der umfassenden Bearbeitung aller Nachhaltigkeitsthemen, sondern in der konzentrierten Bearbeitung der für das Unternehmensziel relevanten Prozesse.

In allen aufgeführten Feldern und Prozessen sind Bildungsangebote denkbar, die inhaltlich zur Entwicklung nachhaltigen Wirtschaftens beitragen. Geht man aber von der oben beschriebenen Fokussierung auf das Kerngeschäft aus, muss im ersten Schritt der Analyse die unternehmensspezifische Zielrichtung im Mittelpunkt stehen. Geht es um:

    • die verstärkte Ausrichtung von Produktions- oder Dienstleistungsprozessen an Nachhaltigkeitserfordernisse und daraus resultierenden Qualifizierungsbedarf bestimmter Mitarbeitergruppen (Stichwort: Nachhaltig ausgerichtete Produktionsprozesse)

 

    • die Positionierung in einem Nischenmarkt, durch Entwicklung oder Vertrieb von Produkten die einen besonders sensibilisierten Kundenkreis ansprechen (Stichworte: Ausrichtung auf einen nachhaltigkeitsorientierten Kundenkreis, Ausrichtung auf Bio-, Fair-, Regio-Markt)

 

    • nachhaltigkeitsbezogene Qualifizierungsangebote als Reaktion auf politische oder gesellschaftliche Entwicklungen (Stichwort: Nachhaltigkeitsorientierte Vorgaben, Gesetze, Richtlinien)

 

Die Beispiele und möglichen Entwicklungsfelder sind natürlich unvollständig. Es geht mir auch nicht um eine möglichst umfassende Darstellung, sondern um die Darstellung möglicher Ansatzpunkte und den Blick für die Unterschiedlichkeit der Qualifizierungsanforderungen. Der nächste Schritt zielt auf die Orientierung über mögliche Inhalte.

Welche Themen sind für die Entwicklung eines Bildungsangebots im Bereich nachhaltiger Wirtschaft relevant?

Rein branchenorientierte Themen, wie Nachhaltigkeit im Handel, in der Landwirtschaft etc. sollen an dieser Stelle nicht aufgeführt werden, es geht noch nicht um Spezialisierung. Interessant sind die Themen, die für möglichst viele Berufe relevant sind.

Das Institut für Umweltschutz in der Berufsbildung e. V. benennt in einer Studie zur Umweltbildung für nachhaltige Entwicklung die 6 Themenfelder:

  • Umweltschutz/nachhaltige Entwicklung allgemein
  • Energie
  • Wasser
  • Recycling/Kreislaufwirtschaft
  • Gesundheits- und Arbeitsschutz
  • Bauen und Wohnen

als zentrale Themenfelder für die Entwicklung nachhaltiger Lernangebote. Sie begründen die Fokussierung unter anderem mit der zentralen Bedeutung der Themenfelder und deren Relevanz für alle Berufe. Zitat:

Neben einer exemplarischen Fokussierung und Reduzierung des Umfanges dieser Studie hat diese Ausdifferenzierung mehrere Vorteile:

• Diesen 6 Themenfeldern kommt im Zuge einer nachhaltigen Entwicklung (Ressourcenverbrauch und Klimaschutz) eine zentrale Rolle zu.

• Die Themen sind für nahezu alle Berufe relevant.

Nach meiner Auffassung wird außerdem der Themenbereich Netzwerke und Allianzen, mit zunehmender Nutzung von Social Media, an Bedeutung gewinnen. Für Unternehmen, die Social Media bereits umfassend einsetzen, gehört dieser Themenbereich meines Erachtens schon heute auf die Liste der relevanten Inhalte.

Als letzter Aspekt zur grundlegenden Strukturierung, bleibt die Frage nach dem geforderten Kompetenzgrad.

In welchem Kontext sollen Themen zur Nachhaltigkeit vermittelt werden?

Zur Bestimmung der Lehrziele, des Komplexitätsgrades und möglichen Vermittlungsformen muss neben der inhaltlichen Erwartung auch die Erwartung an das Ergebnis und der formale Rahmen analysiert werden. Geht es um:

  • ein Lernangebot zur Sensibilisierung aller Mitarbeiter für Nachhaltigkeitsthemen.
  • eine Zusatzqualifizierung für bestimmte Mitarbeitergruppen zu ausgewählten Aspekten
    (Beispiel: Kundenberatung für das Marktsegment Nachhaltigkeit).
  • die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in bestehende Aus- und Weiterbildungskonzepte (Beispiel: Nachhaltiger Umgang mit Energie).

Die Anforderungen an die Konzeption sind bei diesen Beispielen sehr unterschiedlich und reichen von sehr schlichten Settings, im Falle einer Sensibilisierung, bis zu äußerst anspruchsvollen Konzepten, im Falle eines integrativen Ansatzes.

Wenn Sie für sich die Fragen zu allen vorgenannten Aspekten

  • nachhaltigkeitsorientiertes Unternehmensziel
  • mögliche Themenfelder zur Unterstützung dieser Ziele
  • und Kontext, in dem das Bildungsangebot umgesetzt werden soll

beantwortet haben, ist auch der Ansatzpunkt für die Entwicklung eines nachhaltigkeitsorientierten Bildungsangebots vorhanden. Die Konzeption kann beginnen.

Weitere Artikel zum Thema Nachhaltigkeit:

Was macht ein Bildungsangebot nachhaltig?

Wissen allein nützt nichts – Seminare zur Umweltbildung erfolgreich gestalten

Quellen und weiterführende Informationen:

Deutsche UNESCO-Kommission e. V.
Eine kurze Geschichte der Nachhaltigkeit

Alexandro Kleine:
Operationalisierung einer Nachhaltigkeitsstrategie, GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2009

gtz, Zukunftsfaktor Nachhaltiges Wirtschaften

Institut für Umweltschutz in der Berufsbildung e. V.
Umweltbildung für nachhaltige Entwicklung in der beruflichen Aus- und Weiterbildung

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Konzept/Architektur von modernen Lernumgebungen

Martin Ebner stellt auf seinem Blog die Präsentation seines Habilitationsvortrags zur Verfügung. Die Slideshow bietet einen Überblick zur Entwicklung des E-Learning seit den 60er Jahren. Der Schwerpunkt liegt auf der Weiterentwicklung von Learning Management Systemen zu persönlich konfigurierbaren Lernumgebungen (PLE. )

Martin Ebner, Konzept/Architektur von modernen Lernumgebungen

Als Ausblick beschreibt Ebner wie moderne Lernumgebungen  ausgestattet werden können, um nicht nur die Lerninhalte sondern auch die Lernprozesse zu individualisieren.

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Qualität kommt von Qual

Lerntexte sind ein wesentlicher Bestandteil aller klassischen E-Learning-Angebote. In vielen Fällen werden die Lerninhalte sogar ausschließlich über Texte dargeboten. Umso wichtiger sind gut verständliche Texte.

Es gibt Texte, die sind eine Qual. Einfach nur quälend, ohne dass man eine besondere Qualität erkennt. Weniger diplomatisch gesagt, es sind ganz schlicht schlechte Texte. Richtig schlimm wird es aber, wenn solche Texte in einem Lernprogramm vorkommen. Lerntexte müssen Aufmerksamkeit wecken, klar und verständlich sein. Der einzige, der sich bei einem Lerntext quälen darf, ist der E-Learning-Autor. Dann stimmt der Satz wieder. Qualität kommt von Qual.

Das Dilemma mit der Expertensprache

Mal angenommen, Sie haben Schuhgröße 40, kaufen aber ein paar Schuhe in Größe 38 mit der Begründung: „Da werden meine Füße sich eben dran gewöhnen müssen.“ Klingt absurd, oder? Mit dem gleichen Begründungsmuster mutet man Lernenden aber oft zu, sich nicht nur durch einen neuen Lernstoff sondern auch noch durch formalistische Expertensprache zu kämpfen. Ob es sich nun um das berühmte Amtsdeutsch oder Eigenheiten einzelner Fachbereiche handelt, allen ist gemeinsam, dass Außenstehende nur schwer Zugang zum Kern der Sache finden.

Experten sind oft der Meinung, die Lernenden müssten sich eben an formalistische Formulierungen gewöhnen. Schließlich sollen Sie ja auch im beruflichen Umfeld mit diesen Formulierungen klar kommen. Deshalb ist die Sprache der Experten ein typisches Konfliktfeld zwischen E-Learning-Autor und den beteiligten Fachexperten in einem E-Learning-Projekt. Dass es sich lohnt, in solchen Fällen Überzeugungsarbeit zu leisten, will ich mit einem einfachen Beispiel verdeutlichen. Sehen Sie selbst, wie der folgende Satz auf Sie wirkt:

Es ist sicherzustellen, dass eine Kontamination der natürlichen Umwelt nicht zu besorgen ist.

Für geübte „Amtsdeutschversteher“ sicher kein Problem. Aber ich stelle mir einen Lerner vor, der nie zuvor mit Behördendeutsch konfrontiert war. Allein vor dem Bildschirm, mit diesem Satz. Ich behaupte: „Der Lerner ist so sehr mit der „Entschlüsselung“ der Worte beschäftigt, dass er den Satzinhalt nicht mehr aufnimmt.“ Und, es geht doch einfacher:

„Stellen Sie sicher, dass eine Verunreinigung des Bodens ausgeschlossen ist.“

Anders als in einem Seminar haben Lernende beim E-Learning keine Chance nachzufragen, Unverständnis oder Frustration zu äußern. Man sollte deshalb besonders im Grundlagenbereich komplizierte Formulierungen und Expertensprache vermeiden.

Qualität kommt von Qual, ganz richtig! Allerdings sollte sich der Autor quälen, nicht die Lernenden.

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Über neue Technologien und Innovationen

Achtzig neue Technologien werden das eLearning prägen

Titelt Check.point eLearning und berichtet über die aktuelle Lerntrendprognose führender Marktforschungs- und Beratungsunternehmen in den USA. Eines der zitierten Unternehmen ist Brandon Hall und deren Mitgliederverzeichnis liest sich wie ein Who’s Who der E-Learning-Branche. Die genannten Technologien sind nicht so richtig neu und es sind auch nicht Achtzig sondern eigentlich nur Zehn. Der Rest beruht auf einer Einschätzung von Brandon Hall und wird nicht näher erläutert. Aber um die Zahlen geht es mir garnicht. Was mich bei solchen Meldungen viel mehr interessiert sind Fragen wie: „Worin besteht die angekündigte Prägung? Welche Verbesserungen für das Lehren und Lernen bringen die neuen Technologien?“


Werden die neuen Technologien das Lernen revolutionieren?

Laut Brandon Hall hat die Revolution bereits stattgefunden und zwar durch Lernmanagementsysteme (LMS). Auch dies wird nicht belegt und ich denke, solche hingeworfenen Aussagen schaden mehr als sie nutzen. Mit der Prognose kommender Trends, verstärkt durch kernige Übertreibungen, erzeugt man zwar ein kräftiges Rauschen in den Medien, läuft aber am Ende Gefahr mal wieder ohne Kleider da zu stehen.

Es ist ja keineswegs neu, dass man E-Learning mit vollmundigen Versprechungen an den Mann, beziehungsweise an die Wirtschaft, bringen will. Effizienter, effektiver, kostengünstiger sind die Stichworte die mir spontan einfallen. Der Euphorie folgte bisher immer schnell ein Kater und die Glaubwürdigkeit hat auch bereits gelitten.

Mit weiteren Superlativen und dem Ausrufen immer neuer Bildungsrevolutionen erzeugt man letztlich eine Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit die immer schwerer überbrückbar ist. Zum Einsatz neuer Medien in der Bildung schreibt Michael Kerres:

Aus mediendidaktischer Sicht besteht kein Grund, bestimmte Medien anderen als solche vorzuziehen. Es gibt keine innovativen und antiquierten Medien für Lehr- und Lernzwecke. Und es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass die Einführung bestimmter Medientechniken Innovationen oder gar Revolutionen in der Bildungsarbeit auszulösen vermögen.

Kerres ist keineswegs der einzige Skeptiker, wenn es um den impliziten didaktischen Mehrwert neuer Medien und Technologien geht. Wolfgang Neuhaus zitierte bereits im vergangenen Jahr in seinem Blogeintrag„Die Macht technologischer Innovationen“ drei weitere Kolleginnen und Kollegen, die sowohl seine als auch Kerres‘ kritische Haltung teilen.

Revolution vorerst abgesagt

Durch wen oder durch welche Technologien E-Learning künftig geprägt sein wird ist damit aus meiner Sicht noch offen. Technologien wie zum Beispiel „Social Software“ können ganz sicher sinnvoll in Bildungsprozessen zur Anwendung kommen. Allerdings sehe ich die Deutungshoheit über das innovative Potenzial weder bei Marktforschern noch bei New-Media-Experten.

Zitat: Kerres,Michael: Multimediale und telemediale Lernumgebungen: Konzeption und Entwicklung, Oldenbourg 2001

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