E-Learning

Fünf Dinge, die ich wirklich nicht mehr sehen will

Manchmal weiß ich nicht was mich mehr ärgert. Die pauschale Verunglimpfung von E-Learning oder schlechte Beispiele aus der E-Learning-Praxis? Sätze wie dieser:

Emoticon "Entsetzen"
„Ich halte wenig von eLearning.  Ich bin der Überzeugung, dass es nichts Sinnvolleres gibt, als „vor Ort“ gehen.“

 

 

treiben mir zwar kurzfristig den Blutdruck in die Höhe aber es ist eben eine Ansicht. Man kann sie diskutieren und notfalls sogar stehen lassen.

Es gibt aber Dinge, die sind indiskutabel. Weil es keinen vernünftigen Grund dafür gibt, E-Learning so zu gestalten. Weil es dazu beiträgt, dass Vorurteile über mediengestütztes Lernen sich halten. Und weil damit die Lernenden verärgert, gelangweilt und demotiviert werden.

Einfältiges Design

Screenshot Lernprogramm

Screenshot eines Lernprogramms

Grauer Hintergrund, klobige Buttons und Icons, alles aus der Zeit als das Internet noch ARPA hieß und das Telefon per Kabel fest mit der Wand verbunden war. Wem nichts besseres einfällt, als dieses Design, zeigt, dass ihm die Inhalte und die Zielgruppe eigentlich egal sind. Wieso sollten die Lerner sich dann aber für die Inhalte interessieren?

Das visuelle Konzept ist meines Erachtens neben dem didaktischen Design der wichtigste Faktor, um Motivation beim E-Learning zu fördern und aufrecht zu erhalten. Es gibt faszinierende Beispiele für gutes Design. Nicht nur Tom Kuhlmann liefert wöchentlich neue Anregungen, auch Frank Thissen und viele andere zeigen seit Jahren, wie man Informationen zielgruppen- und mediengerecht aufbereiten kann. Es gibt wirklich keinen Grund mehr für langweiliges, einfallsloses Design.

Vorgetäuschte Interaktivität

„Klicken Sie auf weiter, um mehr zu erfahren.“ Solche Aufforderungen sind aus meiner Sicht eine Beleidigung der Lerner oder deren Intelligenz. Mit Interaktion hat es jedenfalls nichts zu tun. Ebenso wie sinnlose Animationen, die nur die Zeit der Lernenden stehlen sowie nichtssagendes Feedback. Es ist arrogant zu glauben, die Nutzer von Lernprogrammen würden solche simplen Tricks nicht erkennen. Im Gegenteil! Sie sind frustriert, genervt und gelangweilt. Geeta Bose hat dazu ein wunderbares Post aus Sicht eines erwachsenen Lerners geschrieben.

Echte Interaktionen unterstützen die Lernenden dabei, ein Problem zu lösen. Zum Beispiel in Szenarien, die Handlungsalternativen enthalten, Entscheidungen erfordern und Funktionen zur Problemlösung zur Verfügung stellen. Das können Links zu weiteren Informationen, Medien oder alternativen Darstellungen sein. Hilfreich sind auch Möglichkeiten zur Kommunikation oder wenigstens ein Feedback, welches den Namen verdient.

Die Lerner zum Quiz spielen auffordern

Ich lerne gerne an praktischen Beispielen und sehe mir deshalb so oft wie möglich an, wie andere Autoren vorgehen. Bevor ich mich mit einem fremden Lernprogramm näher befasse, bearbeite ich die Tests. Ohne die Inhalte zu kennen. Meine Trefferquote liegt meistens zwischen 80 und 90 Prozent. Das ist nicht erstaunlich, weil das Prinzip der Testfragen im allgemeinen den Quizshows im Fernsehen entspricht. Nur einfacher, weil die falschen Antworten einen gewissermaßen anspringen.

Quizfragen animieren dazu dem Spieltrieb frönen aber das kann nicht der Zweck von Fragen in einem Lernprogramm sein. Fragen sollen beim Lernen zur Auseinandersetzung mit den Lerninhalten anregen. Sie sollten dazu auffordern Informationen zu suchen, zu vergleichen, zu bewerten, in einen anderen Zusammenhang zu stellen. Fragen sind viel zu wichtig für den Lernprozess, im besten Fall bilden sie ein Gerüst, das den Lernenden darin unterstützt seine Ziele zu erreichen. Wir sollten sie deshalb nicht für simple Quizspiele vergeuden.

Texte in Lernprogrammen

Büroschlaf

Bildquelle und Copyright „Büroschlaf“: © berlinrob Clipdealer GmbH

Nichts gegen Texte, ich lese leidenschaftlich gerne und täglich mehrere Stunden. Aber nicht, wenn Text in das Format einer PowerPoint-Folie gepresst wird. Das Ergebnis sind entweder unbefriedigende Verkürzungen der Inhalte oder langweilige Blättermaschinen.

Menschen lesen Blogs, Online-Zeitungen und PDF-Dokumente. Alles Medien, die hervorragend geeignet sind, auch umfangreichere Texte online zur Verfügung zu stellen. Warum also kann man Texte nicht verlinken? Was ist interaktiver als ein Link und was bietet sich mediendidaktisch eher an als Text auf einem Textmedium? Zum Lernen braucht man in einigen Fällen längere Texte aber bitte auf einem geeigneten Medium.

Lerninhalte als „Hörspiel“

In die Kategorie „falsches Medium“ gehören für mich auch längere Texte, die als Audio angeboten werden. Es gehört zu den unstrittigen Vorteilen von E-Learning-Angeboten, dass die Lerner ihr Lerntempo selbst bestimmen können. Der unbedachte Einsatz von Audios für komplexere Lerninhalte nimmt dem Lerner genau diese Möglichkeit.

Wenn ich einen Text lese, kann ich problemlos an einer Stelle verweilen. Weil mich ein bestimmter Aspekt interessiert, weil ich darüber nachdenken möchte oder weil ich ein Verständnisproblem habe. Ein Audio, in dem mir beispielsweise Vorschriften und Regeln vorgelesen werden, legt sich wie Watte um mein Hirn.

Ich bin nicht grundsätzlich gegen den Einsatz von Audios. Sie haben ihre Berechtigung, zum Beispiel wenn ein gezeigter Ablauf oder eine Grafik erläutert werden. Beispielsweise in Softwaretrainings. In vielen anderen Fällen sind sie einfach ärgerlich. Ärgerlich für die Lernenden, weil nutzlos und anstrengend. Ärgerlich für den Auftraggeber, weil teuer in der Produktion und Überarbeitung.

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Blended-Learning-Konzept „Fit for Future“ ist Online

Ich hatte angekündigt, meine Abschlussarbeit aus dem Zertifikatskurs Educational Media online zu stellen. Hier ist sie.

Ich habe die Abschlußarbeit und eine Kurzpräsentation bei SlideShare zum Download bereitgestellt. Zu den Lerninhalten der einzelnen Module habe ich noch zusätzliche Ausarbeitungen aus der Feinkonzeptionsphase. Wenn jemand Interesse an der Umsetzung hat, bitte bei mir melden.

Das Konzept in aller Kürze

Bei dem Weiterbildungsangebot „Fit for Future“ handelt es sich um ein hybrides Lehr-Lern-Arrangement mit einem Wechsel von personalem Unterricht und betreutem, softwaregestützten Lernen. Das Lehr-/Lernangebot soll sukzessive selbständiges Lernen fördern und der Zielgruppe helfen, den Übergang Schule-Beruf besser zu bewältigen.

Das Lernangebot besteht aus den inhaltlichen Komponenten „Fit für IT“ und „Fit für den Beruf “ und „Fit für neue Medien“. Letztere ist eine überwiegend methodische Komponente, die genutzt wird um Inhalte der beiden anderen Lernbereiche handlungsorientiert zu vermitteln. Das Lehr-/Lernangebot ist sequentiell strukturiert, mit kleinen Lerneinheiten, häufigen Übungen sowie Vor- und Nachbereitung der softwaregestützten Lerneinheiten.

Das Interesse der Jugendlichen soll durch den unmittelbaren Bezug zu einem konkreten Ausgangsproblem (bisher erfolglose Bewerbungen) geweckt werden. Mit der erfolgreichen Erarbeitung der vorgesehenen Materialien (Bewerbungsmappe, mediale Selbstdarstellung) soll die Motivation der Jugendlichen gestärkt werden.
Fit für die Bewerbung – Kurzpräsentation Medienprojekt

Die Ausarbeitung

Und jetzt viel Spaß und Inspiration beim Lesen!

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Was bedeutet der Megatrend Nachhaltigkeit für die Weiterbildung?

„Was sind die Trends 2011 im E-Learning?“, fragt der Gastgeber des 17. WissensWert Blog Carnival, Prof. Dr. Andreas König. Thomas Jenewein hat geantwortet und formuliert neben seiner Prognose auch Erwartungen. Er wünscht sich in der Lernwelt mehr Diskussion zu den Themen Transformation und Nachhaltigkeit.

Ich finde beide Themen sehr interessant, angesichts meiner Erfahrung im Bereich Umweltbildung ist mir das Thema Nachhaltigkeit allerdings näher. Darüber möchte ich nachdenken und einen Beitrag zur Diskussion leisten.

Woran liegt es also, dass das Thema Nachhaltigkeit sich in der Lernwelt nicht durchsetzt? Ich denke, es hat etwas mit unserem Bedürfnis nach kurzen, knackigen Antworten zu tun. Wie bringe ich das Thema Nachhaltigkeit in meine Bildungsangebote? Reisekosten einsparen, Papier sparen, energieeffiziente IT-Struktur. Das war es dann oft schon. Ja, und dann?

Nach meiner Beobachtung läuft sich das Thema an diesem Punkt schnell tot und man blickt frustriert auf das Ergebnis. Ich möchte es deshalb anders angehen, genauer hinschauen und das Thema Nachhaltigkeit in der Bildung aus verschiedenen Perspektiven betrachten.

Die Zugänge sind mehrdimensional und man muss die unterschiedlichen Dimensionen betrachten:

  • Bildung für nachhaltiges Wirtschaften
  • Gestaltung von Bildungsangeboten für nachhaltige Kompetenzentwicklung
  • Nachhaltiges Management von Bildungsorganisationen

Diese Themen möchte ich zum Gegenstand einer kleinen Blogserie machen und beginne mit der Frage:

Was steckt hinter den Bildungsangeboten für nachhaltige Wirtschaft?

Bildungsangebote werden nicht im luftleeren Raum entwickelt sondern stehen in Beziehung zu der Organisation, für die das Lernangebot entwickelt werden soll, zum Lerninhalt, zum angestrebten Lehrziel und zum angestrebten Kompetenzgrad . Es gibt deshalb keine allgemeingültige Antwort. Ein wesentlicher Aspekt sind die Nachhaltigkeitsziele des Auftraggebers. Dort muss man ansetzen.

Was heißt eigentlich Nachhaltigkeit?

„Schlage nur so viel Holz ein, wie der Wald verkraften kann! So viel Holz, wie nachwachsen kann!“
Dieses Prinzip formulierte der sächsische Berghauptmann Hans-Carl von Carlowitz in seinem 1713 veröffentlichten Buch über die Entwicklung der Ökonomie in der Waldkultur. Er gilt damit als der Begründer des Nachhaltigkeitsbegriffs.

Integriertes Nachhaltigkeitsdreieck
Quelle: Wikimedia Commons, © Alexandro Kleine

Heute ist nachhaltiges Wirtschaften als eine Querschnittsaufgabe definiert,  bei der ökonomische, ökologische und soziale Folgen wirtschaftlichen Handelns nicht getrennt betrachtet oder gegeneinander ausgespielt werden sollen.

Das von Alexandro Kleine entwickelte integrierte Nachhaltigkeitsdreieck verdeutlicht das Zusammenspiel der Dimensionen und kann unter anderem zur Nachhaltigkeitsbewertung eingesetzt werden.

Um dieses Zusammenspiel komplexer Systeme im Sinne nachhaltiger Entwicklung zu gestalten, nützt es wenig, die Entwicklung von Bildungsangeboten lediglich aus der Perspektive des „draufsattelns“ zu betrachten. Die allgemein formulierte Frage: „Wie kann ich ein Bildungsangebot mit Nachhaltigkeitsaspekten anreichern?“, begünstigt einerseits Insellösungen, andererseits verstellt sie den Blick auf vorhandene Lösungsmöglichkeiten.

Ansatzpunkte für eine Strukturierung, sehe ich hingegen in unternehmensspezifischen Zielsetzungen, nachhaltigkeitsrelevanten Themen und dem erforderlichem Vertiefungsgrad.

Welche Ziele und Prozesse zur nachhaltigen Entwicklung sollen unterstützt werden?

Durch die große Bandbreite der Nachhaltigkeitsaspekte ist es notwendig, dass Unternehmen sich auf Aktivitäten in ihrem Kerngeschäft fokussieren und in diesem Bereich alle Aktivitäten bündeln. Die erfolgreiche Strategie liegt deshalb nicht in der umfassenden Bearbeitung aller Nachhaltigkeitsthemen, sondern in der konzentrierten Bearbeitung der für das Unternehmensziel relevanten Prozesse.

In allen aufgeführten Feldern und Prozessen sind Bildungsangebote denkbar, die inhaltlich zur Entwicklung nachhaltigen Wirtschaftens beitragen. Geht man aber von der oben beschriebenen Fokussierung auf das Kerngeschäft aus, muss im ersten Schritt der Analyse die unternehmensspezifische Zielrichtung im Mittelpunkt stehen. Geht es um:

    • die verstärkte Ausrichtung von Produktions- oder Dienstleistungsprozessen an Nachhaltigkeitserfordernisse und daraus resultierenden Qualifizierungsbedarf bestimmter Mitarbeitergruppen (Stichwort: Nachhaltig ausgerichtete Produktionsprozesse)

 

    • die Positionierung in einem Nischenmarkt, durch Entwicklung oder Vertrieb von Produkten die einen besonders sensibilisierten Kundenkreis ansprechen (Stichworte: Ausrichtung auf einen nachhaltigkeitsorientierten Kundenkreis, Ausrichtung auf Bio-, Fair-, Regio-Markt)

 

    • nachhaltigkeitsbezogene Qualifizierungsangebote als Reaktion auf politische oder gesellschaftliche Entwicklungen (Stichwort: Nachhaltigkeitsorientierte Vorgaben, Gesetze, Richtlinien)

 

Die Beispiele und möglichen Entwicklungsfelder sind natürlich unvollständig. Es geht mir auch nicht um eine möglichst umfassende Darstellung, sondern um die Darstellung möglicher Ansatzpunkte und den Blick für die Unterschiedlichkeit der Qualifizierungsanforderungen. Der nächste Schritt zielt auf die Orientierung über mögliche Inhalte.

Welche Themen sind für die Entwicklung eines Bildungsangebots im Bereich nachhaltiger Wirtschaft relevant?

Rein branchenorientierte Themen, wie Nachhaltigkeit im Handel, in der Landwirtschaft etc. sollen an dieser Stelle nicht aufgeführt werden, es geht noch nicht um Spezialisierung. Interessant sind die Themen, die für möglichst viele Berufe relevant sind.

Das Institut für Umweltschutz in der Berufsbildung e. V. benennt in einer Studie zur Umweltbildung für nachhaltige Entwicklung die 6 Themenfelder:

  • Umweltschutz/nachhaltige Entwicklung allgemein
  • Energie
  • Wasser
  • Recycling/Kreislaufwirtschaft
  • Gesundheits- und Arbeitsschutz
  • Bauen und Wohnen

als zentrale Themenfelder für die Entwicklung nachhaltiger Lernangebote. Sie begründen die Fokussierung unter anderem mit der zentralen Bedeutung der Themenfelder und deren Relevanz für alle Berufe. Zitat:

Neben einer exemplarischen Fokussierung und Reduzierung des Umfanges dieser Studie hat diese Ausdifferenzierung mehrere Vorteile:

• Diesen 6 Themenfeldern kommt im Zuge einer nachhaltigen Entwicklung (Ressourcenverbrauch und Klimaschutz) eine zentrale Rolle zu.

• Die Themen sind für nahezu alle Berufe relevant.

Nach meiner Auffassung wird außerdem der Themenbereich Netzwerke und Allianzen, mit zunehmender Nutzung von Social Media, an Bedeutung gewinnen. Für Unternehmen, die Social Media bereits umfassend einsetzen, gehört dieser Themenbereich meines Erachtens schon heute auf die Liste der relevanten Inhalte.

Als letzter Aspekt zur grundlegenden Strukturierung, bleibt die Frage nach dem geforderten Kompetenzgrad.

In welchem Kontext sollen Themen zur Nachhaltigkeit vermittelt werden?

Zur Bestimmung der Lehrziele, des Komplexitätsgrades und möglichen Vermittlungsformen muss neben der inhaltlichen Erwartung auch die Erwartung an das Ergebnis und der formale Rahmen analysiert werden. Geht es um:

  • ein Lernangebot zur Sensibilisierung aller Mitarbeiter für Nachhaltigkeitsthemen.
  • eine Zusatzqualifizierung für bestimmte Mitarbeitergruppen zu ausgewählten Aspekten
    (Beispiel: Kundenberatung für das Marktsegment Nachhaltigkeit).
  • die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in bestehende Aus- und Weiterbildungskonzepte (Beispiel: Nachhaltiger Umgang mit Energie).

Die Anforderungen an die Konzeption sind bei diesen Beispielen sehr unterschiedlich und reichen von sehr schlichten Settings, im Falle einer Sensibilisierung, bis zu äußerst anspruchsvollen Konzepten, im Falle eines integrativen Ansatzes.

Wenn Sie für sich die Fragen zu allen vorgenannten Aspekten

  • nachhaltigkeitsorientiertes Unternehmensziel
  • mögliche Themenfelder zur Unterstützung dieser Ziele
  • und Kontext, in dem das Bildungsangebot umgesetzt werden soll

beantwortet haben, ist auch der Ansatzpunkt für die Entwicklung eines nachhaltigkeitsorientierten Bildungsangebots vorhanden. Die Konzeption kann beginnen.

Weitere Artikel zum Thema Nachhaltigkeit:

Was macht ein Bildungsangebot nachhaltig?

Wissen allein nützt nichts – Seminare zur Umweltbildung erfolgreich gestalten

Quellen und weiterführende Informationen:

Deutsche UNESCO-Kommission e. V.
Eine kurze Geschichte der Nachhaltigkeit

Alexandro Kleine:
Operationalisierung einer Nachhaltigkeitsstrategie, GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2009

gtz, Zukunftsfaktor Nachhaltiges Wirtschaften

Institut für Umweltschutz in der Berufsbildung e. V.
Umweltbildung für nachhaltige Entwicklung in der beruflichen Aus- und Weiterbildung

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Konzept/Architektur von modernen Lernumgebungen

Martin Ebner stellt auf seinem Blog die Präsentation seines Habilitationsvortrags zur Verfügung. Die Slideshow bietet einen Überblick zur Entwicklung des E-Learning seit den 60er Jahren. Der Schwerpunkt liegt auf der Weiterentwicklung von Learning Management Systemen zu persönlich konfigurierbaren Lernumgebungen (PLE. )

Martin Ebner, Konzept/Architektur von modernen Lernumgebungen

Als Ausblick beschreibt Ebner wie moderne Lernumgebungen  ausgestattet werden können, um nicht nur die Lerninhalte sondern auch die Lernprozesse zu individualisieren.

Check out this SlideShare Presentation:

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Qualität kommt von Qual

Lerntexte sind ein wesentlicher Bestandteil aller klassischen E-Learning-Angebote. In vielen Fällen werden die Lerninhalte sogar ausschließlich über Texte dargeboten. Umso wichtiger sind gut verständliche Texte.

Es gibt Texte, die sind eine Qual. Einfach nur quälend, ohne dass man eine besondere Qualität erkennt. Weniger diplomatisch gesagt, es sind ganz schlicht schlechte Texte. Richtig schlimm wird es aber, wenn solche Texte in einem Lernprogramm vorkommen. Lerntexte müssen Aufmerksamkeit wecken, klar und verständlich sein. Der einzige, der sich bei einem Lerntext quälen darf, ist der E-Learning-Autor. Dann stimmt der Satz wieder. Qualität kommt von Qual.

Das Dilemma mit der Expertensprache

Mal angenommen, Sie haben Schuhgröße 40, kaufen aber ein paar Schuhe in Größe 38 mit der Begründung: „Da werden meine Füße sich eben dran gewöhnen müssen.“ Klingt absurd, oder? Mit dem gleichen Begründungsmuster mutet man Lernenden aber oft zu, sich nicht nur durch einen neuen Lernstoff sondern auch noch durch formalistische Expertensprache zu kämpfen. Ob es sich nun um das berühmte Amtsdeutsch oder Eigenheiten einzelner Fachbereiche handelt, allen ist gemeinsam, dass Außenstehende nur schwer Zugang zum Kern der Sache finden.

Experten sind oft der Meinung, die Lernenden müssten sich eben an formalistische Formulierungen gewöhnen. Schließlich sollen Sie ja auch im beruflichen Umfeld mit diesen Formulierungen klar kommen. Deshalb ist die Sprache der Experten ein typisches Konfliktfeld zwischen E-Learning-Autor und den beteiligten Fachexperten in einem E-Learning-Projekt. Dass es sich lohnt, in solchen Fällen Überzeugungsarbeit zu leisten, will ich mit einem einfachen Beispiel verdeutlichen. Sehen Sie selbst, wie der folgende Satz auf Sie wirkt:

Es ist sicherzustellen, dass eine Kontamination der natürlichen Umwelt nicht zu besorgen ist.

Für geübte „Amtsdeutschversteher“ sicher kein Problem. Aber ich stelle mir einen Lerner vor, der nie zuvor mit Behördendeutsch konfrontiert war. Allein vor dem Bildschirm, mit diesem Satz. Ich behaupte: „Der Lerner ist so sehr mit der „Entschlüsselung“ der Worte beschäftigt, dass er den Satzinhalt nicht mehr aufnimmt.“ Und, es geht doch einfacher:

„Stellen Sie sicher, dass eine Verunreinigung des Bodens ausgeschlossen ist.“

Anders als in einem Seminar haben Lernende beim E-Learning keine Chance nachzufragen, Unverständnis oder Frustration zu äußern. Man sollte deshalb besonders im Grundlagenbereich komplizierte Formulierungen und Expertensprache vermeiden.

Qualität kommt von Qual, ganz richtig! Allerdings sollte sich der Autor quälen, nicht die Lernenden.

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Über neue Technologien und Innovationen

Achtzig neue Technologien werden das eLearning prägen

Titelt Check.point eLearning und berichtet über die aktuelle Lerntrendprognose führender Marktforschungs- und Beratungsunternehmen in den USA. Eines der zitierten Unternehmen ist Brandon Hall und deren Mitgliederverzeichnis liest sich wie ein Who’s Who der E-Learning-Branche. Die genannten Technologien sind nicht so richtig neu und es sind auch nicht Achtzig sondern eigentlich nur Zehn. Der Rest beruht auf einer Einschätzung von Brandon Hall und wird nicht näher erläutert. Aber um die Zahlen geht es mir garnicht. Was mich bei solchen Meldungen viel mehr interessiert sind Fragen wie: „Worin besteht die angekündigte Prägung? Welche Verbesserungen für das Lehren und Lernen bringen die neuen Technologien?“


Werden die neuen Technologien das Lernen revolutionieren?

Laut Brandon Hall hat die Revolution bereits stattgefunden und zwar durch Lernmanagementsysteme (LMS). Auch dies wird nicht belegt und ich denke, solche hingeworfenen Aussagen schaden mehr als sie nutzen. Mit der Prognose kommender Trends, verstärkt durch kernige Übertreibungen, erzeugt man zwar ein kräftiges Rauschen in den Medien, läuft aber am Ende Gefahr mal wieder ohne Kleider da zu stehen.

Es ist ja keineswegs neu, dass man E-Learning mit vollmundigen Versprechungen an den Mann, beziehungsweise an die Wirtschaft, bringen will. Effizienter, effektiver, kostengünstiger sind die Stichworte die mir spontan einfallen. Der Euphorie folgte bisher immer schnell ein Kater und die Glaubwürdigkeit hat auch bereits gelitten.

Mit weiteren Superlativen und dem Ausrufen immer neuer Bildungsrevolutionen erzeugt man letztlich eine Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit die immer schwerer überbrückbar ist. Zum Einsatz neuer Medien in der Bildung schreibt Michael Kerres:

Aus mediendidaktischer Sicht besteht kein Grund, bestimmte Medien anderen als solche vorzuziehen. Es gibt keine innovativen und antiquierten Medien für Lehr- und Lernzwecke. Und es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass die Einführung bestimmter Medientechniken Innovationen oder gar Revolutionen in der Bildungsarbeit auszulösen vermögen.

Kerres ist keineswegs der einzige Skeptiker, wenn es um den impliziten didaktischen Mehrwert neuer Medien und Technologien geht. Wolfgang Neuhaus zitierte bereits im vergangenen Jahr in seinem Blogeintrag„Die Macht technologischer Innovationen“ drei weitere Kolleginnen und Kollegen, die sowohl seine als auch Kerres‘ kritische Haltung teilen.

Revolution vorerst abgesagt

Durch wen oder durch welche Technologien E-Learning künftig geprägt sein wird ist damit aus meiner Sicht noch offen. Technologien wie zum Beispiel „Social Software“ können ganz sicher sinnvoll in Bildungsprozessen zur Anwendung kommen. Allerdings sehe ich die Deutungshoheit über das innovative Potenzial weder bei Marktforschern noch bei New-Media-Experten.

Zitat: Kerres,Michael: Multimediale und telemediale Lernumgebungen: Konzeption und Entwicklung, Oldenbourg 2001

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Werden die E-Learning-Angebote für Senioren erwachsen?

Zielgruppenspezifische E-Learning-Angebote für Ältere sind rar

Professor Dr. Oliver Bendel und Julia Nierle haben in der Netzwoche ein Dossier mit dem Titel „E-Learning ist in die Jahre gekommen“ veröffentlicht. Die Autoren beschreiben das wachsende Interesse älterer Menschen an computergestützten Lernformen sowie an netzbasierter Kommunikation. In dem Dossier wird die Entwicklung des E-Learning seit den 80er Jahren dargestellt. Es folgt eine Erklärung der wichtigsten Strömungen und Begriffe. Mit Beispielen belegen die Autoren, wie Blended Learning sowie internetgestützte Kommunikation und Vernetzung (Social Media) den spezifischen Bedürfnissen und Interessen älterer Lerner entgegen kommt. Diesem Bedarf stehen bisher nur wenige zielgruppenspezifische Angebote gegenüber.

Das Dossier unterscheidet sich wohltuend von der üblichen Berichterstattung über ältere Lernende und neue Medien. Es fehlt der sonst oft durchscheinende gönnerhafte Grundton. Statt dessen werden Chancen und Möglichkeiten benannt.

Die Interessen der Zielgruppe sind vielfältig

Wenn die Rede ist von älteren Menschen, Senioren oder auch Silversurfern, dann spricht man über eine sehr heterogene Zielgruppe. Es gibt große Unterschiede im Bildungshintergrund, in den beruflichen Vorerfahrungen, in den persönlichen Lebens- und Lernerfahrungen. Den daraus resultierenden unterschiedlichen Interessen stehen bisher keine entsprechend vielfältigen Bildungsangebote gegenüber.

Die Angebote im Bereich mediengestützter Information und Kommunikation (IuK) beschränken sich zur Zeit vorwiegend auf die Vermittlung von Grundkenntnissen im Umgang mit Computer und Internet. Diese Kenntnisse werden in der Regel in klassischen Seminaren in der Volkshochschule oder ähnlichen Bildungsinstitutionen vermittelt.

Dass damit die Bildungsbedürfnisse älterer Menschen nicht abgedeckt sind, bedarf wohl keiner Diskussion. Im Gegenteil, gerade in der nachberuflichen Phase haben viele Menschen erst ausreichend Zeit, sich ihren Bildungsbedürfnissen zu widmen. Bendel und Nierle benennen neben dem Interesse an IuK eine Vorliebe für geisteswissenschaftliche Themen, andere Quellen geben die Bereiche Politik und Kultur an.

E-Learning-Angebote können zur Stärkung der Autonomie und Teilhabe beitragen

Zu den unbestrittenen Vorteilen von E-Learning gehören die zeitliche und räumliche Unabhängigkeit der Lerner. Es spielt keine Rolle an welchem Ort man sich befindet oder zu welcher Zeit man ein Lernangebot in Anspruch nimmt. Das kommt dem Bedürfnis älterer Lerner nach Selbstbestimmung sehr entgegen. Auch regionale Angebotsbeschränkungen sowie Mobilitätseinschränkungen werden kompensiert, wenn man sich über das Internet an Kursen oder Diskussionen beteiligen kann.

Mit wachsender Medienkompetenz eröffnen sich darüber hinaus vielfältige Möglichkeiten zur Information, Kommunikation und Zusammenarbeit an unterschiedlichen Projekten. Ein interessantes Beispiel dafür ist das Lerncafe. Das Lerncafe ist ein Online-Journal zur Weiterbildung für Senioren. Es bietet Themen aus den Bereichen Politik, Gesellschaft und Kultur an. Konzipiert wurde das Online-Journal von Senioren, die sich zuvor virtuell zu Redakteuren weitergebildet hatten.

Eher klassisch dagegen ist das Angebot der eLSe-Academy, mit Kursen zur Qualifizierung in den Bereichen Computer- und Internetnutzung. Innovativ ist an diesem Projekt die Form des Lernangebots. Die Kurse werden über eine Lernplattform angeboten und ermöglichen den Lernenden ein zeitlich und räumlich selbstbestimmtes Lernen. Betreut werden sie dabei von qualifizierten Online-Tutoren, die bei Lernschwierigkeiten oder technischen Problemen Unterstützung geben.

Beide Angebote sind mit finanzieller Förderung aus EU-Programmen entwickelt worden.

Modellprojekte sind nur ein erster Schritt

Die EU-Programme sind lediglich eine Anschubhilfe, um bestimmte Entwicklungen zu fördern oder strukturelle Probleme zu bekämpfen. Nach Ablauf der Förderung müssen die Projektergebnisse sich entweder vermarkten lassen oder sie enden im ungünstigsten Fall im Archiv des Projektträgers. Die Tatsache, dass interessante Ansätze entwickelt wurden bedeutet ja noch nicht automatisch, dass diese Projekte auch über ihre Laufzeit hinaus überlebensfähig sind. Um die Nachhaltigkeit der Projektergebnisse zu sichern, muss es gelingen sie erfolgreich in das Angebot von Weiterbildungsinstitutionen zu integrieren.

Die Weiterbildungsanbieter sind gefordert

Bisher scheint bei den Anbietern von Weiterbildung allerdings noch große Zurückhaltung zu herrschen. Das dürfte auch finanzielle Gründe haben. Die zielgruppenspezifische Entwicklung und personelle Betreuung von E-Learning-Angeboten ist nicht billig und möglicherweise auch nicht mit vorhandenem Personal realisierbar. Auch Fehleinschätzungen zur Eignung von E-Learning für Senioren könnten eine Rolle spielen.

Was auch immer: Die Weiterbildungsanbieter werden sich der Herausforderung dennoch stellen müssen. Besonders in der allgemeinen Weiterbildung dürfte die Entscheidung über die Teilnahme/Nichtteilnahme in erster Linie davon abhängen, ob die Zielgruppe den Nutzen höher einschätzt als die Kosten. Die Anzahl der älteren Teilnehmenden, die bereits mit digitalen Medien vertraut sind, wächst. Diese Zielgruppe wird Angebote bevorzugen, die das Bedürfnis nach selbstbetimmtem Lernen, Kommunikation und Autonomie unterstützen. Mit allgemeinen Kursen zu Computer- und Internetnutzung wird man jedenfalls künftig keine Katze hinter dem Ofen hervorlocken.

Weitere Informationen:

Kommentierte Linkliste bei seniorenweb.ch
ZAWIW Universität ULM
GRUNDTVIG EU-Programm für die allgemeine Erwachsenenbildung
IDW – Informationsdienst Wissenschaft

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