Netzwelt

So arbeite ich – so blogge ich

© Mirko Raatz – Fotolia.com

Im Laufe der Woche hat mir Julia Russau ein Blogstöckchen zugeworfen.

Angezettelt wurde die Aktion von Isabella Donnerhall und weil sie wissen wollte, wie wir denn so bloggen, sitze ich jetzt hier und habe den Salat *ähm* das Stöckchen.

Das Thema: This is how I work. Erste Erkenntnis, bevor ich richtig losgelegt habe: Ich blogge, wie ich auch sonst arbeite. Andere sind da lässiger,strategischer, mitteilsamer oder einfach viel witziger.

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#MMC13 – Wie bekommen wir OER in den Pool?

In der 3. Woche des MOOC Maker Course #MMC13 ging es um Open Educational Ressources (OER). Die TeilnehmerInnen waren zu einem OER-Flashmob aufgerufen, alle fanden den Aufruf und die Idee gut aber es wurden relativ wenige Materialien zur Verfügung gestellt. Woran kann es liegen?

Open Educational Ressources und die damit verbundene Creative-Commons-Lizensierung sind ein sehr komplexes Thema. In komplexen Entscheidungssituationen, bei denen wir einzelne Aspekte nicht beurteilen oder einschätzen können, neigen wir zur Reduzierung der Komplexität, indem wir auf unser „Bauchgefühl“ zurückgreifen. Wir nehmen dabei frühere Erfahrungen, Einstellungen und Werte zu Hilfe, um uns eine Entscheidung unter unsicheren Bedingungen zu erleichtern.

Ein kurzer Ausflug in die Umweltbildung

Im Bereich der Umweltbildung haben sich Fietkau/Kessel ausführlich mit der Kluft zwischen umweltrelevantem Wissen und umweltgerechtem Verhalten beschäftigt. Als Ansatzpunkte für eine Verhaltensänderung erkannten sie insgesamt 5 Bereiche, die das Verhalten beeinflussen: Wissen, Einstellungen und Werte, Verhaltensangebote, Handlungsanreize und wahrgenommene Rückmeldungen zu verändertem Verhalten. Fietkau und Kessel wiesen darauf hin, dass erst durch ein Zusammenwirken aller Komponenten eine Verhaltensänderung, hin zu umweltgerechtem Verhalten bewirkt werden kann. Sie bildeten dies als Modell in der sogenannten Lernspinne ab.

Ich möchte dieses Modell gerne in die Diskussion bringen, um mögliche Ansatzpunkte für die Erstellung von OER zu finden.

Modell „Lernspinne“ nach: © Fietkau/Kessel: Umweltlernen, Königstein/Ts. 1981

Wissen: Im Rahmen der 3. Kurswoche wurden sehr viele Ressourcen zum Wissensaufbau zur Verfügung gestellt. Es wurde bei Google+ und Twitter diskutiert und über OER gebloggt. Den für mich treffendsten Beitrag schrieb aber Anja Lorenz, unter dem Titel: Du darfst … was eigentlich?

Es ist tatsächlich vergleichbar mit der Umweltbildung, man muss, auch nach intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema, ohne sichere Grundlagen und Gewißheiten auskommen. Für alle, die jetzt nicht aussteigen wollen, lohnt die Beschäftigung mit den vier übrigen Elementen der Lernspinne.

Verhaltens-/Handlungsangebote: Hierunter fällt alles, was zur Vereinfachung beiträgt. Das können Plattformen sein, auf denen die OER schnell und unkompliziert zur Verfügung gestellt werden können oder Tools, die mit relativ einfachen Mitteln zu kreativen Ergebnissen führen. Wesentlich wichtiger wären aber aus meiner Sicht konkrete Tipps, Anleitungen und Beispiele, die dabei helfen, die Einstiegshürden zu verringern. Wer hat Beispiele? Wo könnten wir Tipps bekommen? Twittert und schreibt es ins Community-Forum bei Google+.

Handlungsanreize: Welche Formen der Anerkennung sind möglich und wie sieht es eigentlich mit finanziellem Ausgleich aus? Nicht jede/r von uns arbeitet in einem Bereich, wo die Erstellung von Bildungsmaterial zur bezahlten Aufgabe gehört. Wer sein Geld mit der Erstellung von Konzepten und Materialien verdient, sagt zu Recht: Give me an “o”? No!
Was denkt ihr darüber? Wo seht ihr Lösungsansätze? Wer sollte mitdiskutieren?

Rückkopplungen: Ohne Rückkopplungen kann die Motivation schnell den Bach runter gehen aber welche Art von Feedback hilft wirklich weiter? Reicht Wertschätzung alleine aus oder kann auch hier über finanzielle Anerkennung nachgedacht werden? Bei vielen WordPress Plugins ist es ganz normal, dem Entwickler über eine Spende auch finanzielle Anerkennung auszudrücken. Ist das für OER vorstellbar? Wenn nicht, warum?

Einstellungen und Werte: Ob jemand bereit ist Materialien und Wissen zu teilen, hängt sicher von der jeweiligen Grundhaltung ab. Was aber ebenso wichtig ist, sind die Rahmenbedingungen unter denen das Teilen von Wissen stattfindet. Dazu zählen stimulierende Aspekte, wie oben angesprochen aber auch der gesetzliche Rahmen und die gesellschaftlichen Bedingungen. Das deutsche Urheberrecht macht es einem nicht eben leicht eine Kultur des Teilens zu entwickeln. Von der Politik dürfen wir wohl auch keine besondere Empathie für Bildungsfragen erwarten. Wie kann also der Rahmen, in dem wir uns bewegen, gestaltet werden?

Ich freue mich auf Ideen, Vorschläge und Diskussion.

Update: Handlungsangebote

In dieser Rubrik möchte ich Ideen, Tools und Beispiele sammeln, die das Erstellen von OER einfacher machen. Vorschläge, auch zu anderen Ansatzpunkten, sind jederzeit willkommen. Bitte einfach in den Kommentaren posten.

Strichmännchen

Oft fehlen Grafiken, um Inhalte zu visualisieren. Strichmännchen sind eine gute Möglichkeit,  Inhalte zu emotionalisieren und mit Leben zu füllen. Dabei kommt es überhaupt nicht auf perfekte Zeichenkünste an. Wie man ganz einfach Strichmännchen erstellt, zeigt Betsy Streeter in dieser Präsentation:

Sie finden die Präsentation bei Slideshare.

Eine Fundgrube mit Tipps zur Visualisierung von Wissen ist die Seite von knowvis.

Sketchnotes

Open Educational Resources CC BY-SA 2.0 Ralf Appelt

Mit Sketchnotes kann man gleich mehrere Schritte weitergehen. Sie bieten die Möglichkeit, Sachverhalte mit einer Mischung aus Bild und Text zu visualisieren und dabei auch Prozesse und Zusammenhänge sichtbar zu machen.

Eine Einführung zu „Sketchnotes in der Lehre“, eine anschauliche Schritt-für-Schritt-Anleitung und weitere Tipps gibt es bei Ralf Appelt.

Lernvideos

Quelle: Sandra Schön

Wie gute Lernvideos mit einfachen Mitteln – zum Beispiel mit dem Smartphone – produziert werden können, haben Sandra Schön und Martin Ebner in einem Booklet beschrieben.  Es ist gedruckt im Buchhandel erhältlich:

Gute Lernvideos: … so gelingen Web-Videos zum Lernen
ISBN 9783732233168
Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt
48 Seiten, farbig, Softcover € 17,90
(Autorenmarge zugunsten des BIMS e.V.) oder kann kostenlos bei Slideshare oder als PDF heruntergeladen werden.

 

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Social Learning – Worueber reden wir eigentlich (nicht)?

Social Learning ist ein enorm wichtiges Thema. Es ist wichtig, darüber zu diskutieren und Visionen zu entwickeln, wie Lernen künftig gestaltet werden soll. Was mir aber gegen den Strich geht, ist die Einseitigkeit der Debatte und die gelegentliche Verwirrung der Begriffe.

Die Diskussion um Social Learning erinnert mich an die Verheißungen, mit denen um die Jahrtausendwende E-Learning gefeiert wurde. Nicht weniger als eine Revolution des Lernens versprach man sich damals und der Kater war fürchterlich. Was mir gelegentlich auch fehlt, ist eine kritische Distanz und Differenzierung. Was ist eigentlich gemeint, wenn man von Social Learning spricht. Und worüber reden wir nicht?

Oft herrscht Verwirrung, wo Transparenz erforderlich wäre

Wenn wir von Social Learning sprechen können sehr unterschiedliche Dinge gemeint sein. Es kann die Rede sein:

  • vom Lerngegenstand, wenn ein bestimmtes Sozialverhalten gelernt werden soll.
  • von einer didaktischen Methode, wenn kooperative Lernformen eingesetzt werden sollen.
  • von der Lernorganisation, wenn im sozialen Kontext gelernt werden soll.
  • vom Einsatz von Social Media, wenn die Erarbeitung und der Austausch mit Werkzeugen des Web 2.0 geleistet werden soll.

In dieser Hinsicht müssen wir für Klarheit sorgen. Darauf haben die Kunden von Weiterbildungsdienstleistern einen Anspruch.

Unternehmen wollen innovativ sein. Bei Social Media haben die deutschen Unternehmen lange gezögert und wurden dafür nicht wenig kritisiert und teils verspottet. Deshalb springen sie jetzt auf den Begriff Social Learning an. Weil sie Social Learning mit dem Hype um Social Media verknüpfen und nicht schon wieder einen innovativen Trend verpassen wollen.

Genau darin sehe ich aber das Risiko für eine erneute große Enttäuschung. Die Entwicklung des Social Web ist eine Erfolgsstory. Dieser Erfolg dürfte auch die Erwartungen der Unternehmen an Social Learning prägen. Können wir, kann Social Learning, diese Hoffnung der Unternehmen erfüllen?

Die Erfolgsgeschichte von Social Media ist in erster Linie die Geschichte einer technischen Innovation. Die Idee des Social Learning ist weder neu, noch können wir einen vergleichbaren Erfolg garantieren.

Die Euphorie verstellt den Blick auf offene Fragen

Social Learning, aus der Perspektive der Lernenden, wird als eigenständige Aneignung der Lerninhalte, mit eigener Schwerpunktsetzung nach persönlichen Bedürfnissen und Interessen beschrieben. Das leuchtet als erfolgsversprechend ein, solange eine ausreichend hohe Motivation vorhanden ist. Hohes Interesse, Erfolgsaussicht im Hinblick auf die Lernbemühungen und persönlicher Nutzen sind seit jeher Bedingung und Garantie für positive Lernerlebnisse. Was aber, wenn es nicht um persönliches Interesse geht sondern um Lernaufträge? Betriebliche Weiterbildung ist keine Frage von persönlichen Interessen. Reden wir über den CNC-Kurs, die Software-Schulung, neue Steuervorschriften. Alles Social? Und wo liegt der Nutzen?

Ein anderer Punkt ist der oft ins Spiel gebrachte unbeschränkte Zugang zu allen Informationen dieser Welt. Die Medien verschaffen uns diesen Zugang und wir sollen nun glauben, dass damit automatisch auch ein Lernen einherginge. Jedenfalls hört man das so von einigen Verfechtern des „neuen Lernens“. Zugang zu Informationen bedeutet aber keineswegs Verstehen. Dazu gehört auch weiterhin das einordnen, verknüpfen, strukturieren und bewerten, kurz: die Informationen nutzbar machen für den eigenen Kontext. Können wir wirklich davon ausgehen, dass diese Form des eigenständigen Lernens der heutige Standard ist? Oder reden wir über eine kleine Elite und lassen die Mehrheit der Lernenden völlig außer Acht?

Wir kriegen ein Problem, wenn wir von einer Kultur des Teilens und der aktiven Beteiligung ausgehen

Nicht jeder ist ein Wissensteiler und die verbreitete Nutzung von Social Media heißt bei weitem nicht, dass nun alle hergehen und sich an der Erarbeitung neuen Wissens beteiligen. Im Gegenteil. Bradley Horowitz, Product Manager des GooglePlus-Projekts, spricht von 1% Creators, das sind Nutzer, die eine neue Gruppe starten und 10% Synthesizers, also Nutzer, die aktiv Inhalte erstellen. Alle übrigen Nutzer sind Konsumenten.

Kommen wir zu der Frage, warum Menschen ihr Wissen teilen. Nun, es geht in erster Linie um Aufmerksamkeit, Status und Selbstverwirklichung. Nach einer 2011 veröffentlichten Studie der New York Times sind es fünf Hauptziele, die uns zu Wissensteilern machen:

  • andere mit wertvollen und unterhaltsamen Inhalten begeistern.
  • nach außen mit einem positiven Image präsentieren.
  • zum Aufbau und zu Förderung von Beziehungen.
  • zur Selbstverwirklichung.
  • zur Verbreitung von Themen, Produkten und Marken.

Hierbei handelt es sich überwiegend um Ziele, die ausschließlich Extravertierte antreiben. Introvertierte wird man damit nicht hinter dem Ofen hervorlocken. Oft sind es aber gerade die hochkreativen Menschen, die zu dieser Kategorie gehören. Wie sollen sie motiviert werden?

Und wer sagt eigentlich, dass Lernen in der Community immer zu besseren Ergebnissen führt? In einer Studie mit dem seltsamen deutschen Titel: Wien wartet auf Dich, untersuchten Tom DeMarco und Timothy Lister 1999 die Arbeitsbedingungen von Programmierern. Es ging um die Frage, was die besten und die schlechtesten Programmierer ausmacht. Sie stellten fest, dass die besten Programmierer in Firmen arbeiteten, die ihren Mitarbeitern ein Maximum an Privatsphäre, persönlicher Freiheit und Entscheidungsspielraum zugestanden. Und nun?

Ich könnte die Beispiele noch ellenlang fortführen. Was ist beispielsweise mit Menschen in Beschäftigungsverhältnissen mit geringer Entscheidungskompetenz, Menschen mit Pflichtschulabschluss, Menschen mit geringer Vernetzung? Für sie kann Social Learning beziehungsweise die dafür erforderlichen Kompetenzen eine Barriere sein, die zur Lernabstinenz und Ausschluss führt.

Noch einmal: Ich halte Social Learning für ein enorm wichtiges Thema aber es geht mir darum, dass wir in der Euphorie die Balance nicht verlieren und wichtige Fragen einfach vergessen.

Update: Im aktuellen GMW-Tagungsband, Seite 280, berichtet Holger Rohland im Praxisreport „Akzeptanzunterschiede bei E-Learning-Szenarien?“ über eine vergleichende Analyse zwischen einem kollaborativen und einem individuellen E-Learning-Szenario. Er kommt zu dem Fazit :

Trotzdem müssen die gewonnenen Angaben als Hinweis dafür angesehen werden, dass die Überbetonung des didaktischen Mehrwerts kollaborativer eLearning Szenarien gegenüber individuellem virtuellen Lernen – aus der gelegentlich gar auf eine Nichteignung individueller E-Learning-Szenarien geschlossen wird – so nicht haltbar ist.

Das Buch „Still“ wurde in einem Kommentar empfohlen. Es hat den einseitigen Blick auf extravertierte Menschen zum Thema. Es ist eine sehr gut recherchierte Auseinandersetzung mit unserer Kultur des „Klapperns“ und der „Dampfplauderei“. Die Autorin, Susan Cain, plädiert dafür, sich gegen diesen Trend zu stellen und den Qualitäten der Introvertierten mehr Wertschätzung und Geltung einzuräumen.

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#solea11 – Die Social Learning Blogparade 2011

Es ist soweit. Der Social Media Berater Julian Grandke und ich starten gemeinsam eine Blogparade zum Thema „Social Learning“.

Zusammen mit Ihnen wollen wir erkunden worum es beim „Social Learning“ eigentlich geht. Wir wollen Ideen jonglieren und einen Austausch zwischen Bloggern, Interessierten und Profis aus dem Bereich eLearning/Bildung und dem Feld Social Media & Community Management anregen.

Eingeladen ist jeder, der Interesse hat seine Gedanken und Ideen zu diesem Thema zu teilen. Egal ob Sie nun Profi oder engagierter Lerner sind. Auch Neulinge, die Fragen zum Thema „Social Learning“ haben, dürfen sich gerne einschalten. Bitte nehmen Sie sich kurz Zeit diesen Eintrag zu lesen und wenden sich mit Fragen gerne an uns.

Die Idee

Auslöser für unsere Idee zu einer Blogparade war eine Direktnachricht von Julian auf Twitter.


Ich habe erst mal geschluckt und wollte auf Tauchstation gehen. Es hat aber nicht funktioniert.

Es folgte ein reger Mailwechsel über die Ziele und Inhalte des geplanten Interviews. Julian wollte genauer wissen, wie Social Media zum Lernen eingesetzt werden kann und dieses Wissen mit den Lesern seines Blogs teilen. Und er wollte eigentlich alles wissen:

„Was bedeutet Social Learning, was ist der aktuelle Stand, wo geht die Entwicklung hin?“

Meine spontane Antwort: „Da musst Du die echten Experten fragen

Wer sind eigentlich die Experten für Social Learning?

„Die Hochschulen, beziehungsweise die Lehrenden dort, die sich mit Mediendidaktik, Web 2.0 und Enterprise 2.0 befassen. Das sind die wirklichen Experten.“ Meine Definition schien mir zwar selbst nicht ganz stimmig aber ausreichend, um eine „echte Expertin“ zu kontaktieren. Die Antwort war freundlich aber nicht ganz in meinem Sinne.

„Sind wir nicht alle Lernende in diesem Bereich?“

Da saß ich nun, mit meinem „Expertenansatz“ und dem Wunsch nach wissenschaftlich bestätigten Wahrheiten, nach Falsch-/Richtig-Antworten.

 

erstellt unter Verwendung eines Fotos von Trexer CC BY-SA 3.0

 

Social Learning funktioniert nicht mit dem alten Modell  vom Lehren und Lernen

„Web 2.0 is an attitude not a technologie.“, ist ein vielzitierter Klassiker von Stephen Downes und ich habe die Aussage bisher in erster Linie so verstanden:

Es sind nicht die Tools, sie erleichtern lediglich die Kommunikation und die Zusammenarbeit. Was aber viel wesentlicher ist, ist die Mentalität beziehungsweise Haltung die hinter der Idee steht. So unterschiedlich die Form und Intensität der Nutzung von Web 2.0-Diensten auch ist, es gibt zwei wesentliche Kriterien, die der Benutzer erfüllen muss, um Teil des „Social Web“ zu werden:

  • Die Bereitschaft, aktiv Inhalte zu erstellen und im Web zugänglich zu machen.
  • Die Bereitschaft, die Anonymität im Netz ganz oder teilweise aufzugeben.

So weit, so richtig aber reicht das schon aus? Was ist denn mit der Bereitschaft,

  • seinen Lernprozess öffentlich zu machen?
  • öffentlich Fehler zu machen?
  • anderen zu vertrauen?
  • alte Denkmuster loszulassen?

Diese Haltung geht weit über die aktive Erstellung von Inhalten und die Aufgabe der Anonymität hinaus. Sie erfordert auch eine besondere Offenheit für vielfältige Perspektiven und Lösungsansätze.

Wie gehen wir mit diesen Anforderungen um?

Soviel habe ich gelernt: Eine Experten-Perspektive ist mit der Lernkultur von Web 2.0/Social Learning nur schwer vereinbar. Wie gehen wir aber als Lerner, als Lehrender und im Unternehmen damit um?

Harold Jarche beschreibt in seinem Post „Those hard softskills“ einige Skills, die wir zum kooperativen Arbeiten und Lernen unbedingt brauchen und er nennt sie zu Recht hart.

Martin Lindner hat schon vor zwei Jahren seine „10 Regeln für Lerncommunities“ (mit Dank an die anonymen Alkoholiker) formuliert, provokanter im Ton aber die Botschaften sind sehr ähnlich.

Haben wir diese Haltungen schon eingenommen? Wie sind Ihre Erfahrungen? Wo diskutieren Sie darüber und probieren es aus? Wir wollen den Fragen weiter auf den Grund gehen. Nicht mehr als Dialog per E-Mail sondern dort wo es hingehört, im Netz! Wir rufen deshalb zu einer Blogparade auf:

Das Ziel

Das Ziel der Blogparade besteht darin, einen Überblick über den aktuellen Stand von Social Learning im deutschsprachigen Raum zu geben und Social Learning außerhalb der Learning-Communities präsenter und (be-)greifbarer zu machen.

Die Teilnehmer der Blogparade sind aufgefordert ihren persönlichen Zugang zu Social Learning, ihre eigenen Erfahrungen und den persönlichen Stellenwert von Social Learning schildern. Dazu sollen die nachfolgenden fünf Fragen als Gerüst dienen:

  • Was verstehe ich unter Social Learning? (Die 3 wichtigsten Kennzeichen)
  • Welche Tools und Methoden haben mich begeistert? (Beim Lernen, in der Lehre, im Training)
  • Wie sieht meine ideale persönliche Lernumgebung aus? (bezogen auf Tools, Community, Art der Zusammenarbeit)
  • Wie weit ist ein Mentalitätswandel hin zu kooperativem Lernen im Netz schon verwirklicht? (Im persönlichen Bereich, im Unternehmen, im Hochschulbereich)
  • Wie könnte/sollte sich Social Learning in den nächsten Jahren entwickeln?

Bitte verlinken Sie Ihre Beiträge bis zum 27. Oktober 2011 auf http://juliangrandke.de/socialmedia/solea11-die-social-learning-blogparade-2011/ und hinterlassen Sie einen Kommentar in unseren Blogs. Wir freuen uns über Tweets zur Blogparade und zu Ihren Beiträgen. Bitte benutzen Sie beim twittern den Hashtag #solea11.

Als Abschluss der Blogparade fassen wir Ihre Beiträge kurz zusammen und verlinken noch einmal auf Ihre Blogs. Bei ausreichender Beteiligung erstellen wir aus den Beiträgen, ergänzt um ein Kurzportrait der Autoren, ein kostenloses eBook.

Alle bisherigen Beiträge sind hier kurz beschrieben und verlinkt.

Bildnachweis: Das Museumsbild basiert auf einem Foto von Trexer

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Wem gehört mein Wissen?

Stellen Sie sich vor, Sie schlagen morgens die Zeitung auf und lesen einen Bericht über ein pfiffiges Projekt in Ihrer Stadt, das am vergangenen Samstag mit der Wunderkind-Medaille™ ausgezeichnet wurde. Es gab einen Empfang mit den üblichen Würdenträgern, eine leidenschaftliche Laudatio und einen strahlenden Preisträger. So weit, so schön aber je länger Sie lesen, desto unschöner finden Sie das Ganze. Das Projekt kennen Sie, Sie kennen es sogar besser als der Preisträger. Sie selbst haben das Konzept vor Monaten ins Netz gestellt. Ein typischer Anfängerfehler von „Digital Naives“.

Ich gebe zu, mein Beispiel ist konstruiert und möglicherweise sind es ganz andere Gründe, die den einen oder anderen davon abhalten, sein Wissen im Netz zu teilen. Der Frage nach den echten Gründen ist Dr. Ilona Buchem in ihrem Seminar „Web 2.0 und die Gesellschaft“ nachgegangen und hat darüber gebloggt.

Frau Dr. Buchem hat vier Begründungsmuster kategorisiert und in zweien davon habe ich mich – zumindest teilweise – wiedererkannt.

Grund 1: „Meine Arbeit teile ich nicht!“

Seit einiger Zeit liegt auf meiner Festplatte ein Konzept mit dem Titel „Fit for Future“. Es ist ein Blended- Learning-Konzept, das ich als Abschlußarbeit im Zertifikatskurs Educational Media erstellt habe. Ich bin der Ansicht, ich habe gute Arbeit geleistet. Was hält mich also davon ab, die Arbeit mit anderen zu teilen?

Nun, möglicherweise kopiert ein anderer meine Arbeit und verkauft sie als eigene. Doch selbst wenn, wo liegt mein Schaden? So sehr ich es auch drehe und wende, einen echten Schaden kann ich nicht erkennen. Geht mein Wissen verloren, verliert es für mich an Wert, ist es so einzigartig, dass ich es nur gegen ein Vermögen tauschen könnte? Wohl nichts von alledem! Ich vertraue also lieber darauf, dass Andere meine CC-Lizenz respektieren und lasse mich auf den Versuch ein.

Immerhin besteht die Möglichkeit, dass sich durch die Veröffentlichung Chancen ergäben. Austausch mit jenen, die sich für ähnliche Themen interessieren, beispielsweise. Oder es greift jemand meine Ideen auf und entwickelt sie weiter. Ich würde mich darüber freuen, wäre stolz darauf.

Grund 2: „Meine Arbeit ist nicht gut/relevant genug zur Veröffentlichung.“

Frau Dr. Buchem fragt dazu in ihrem Blog:

Bedeutet diese Aussage, dass Studierenden andere Maßstäbe nutzen, wenn sie die Arbeit an eine/-n Dozenten/Dozentin (also in einem geschlossenen Raum als eine Art „Trockenübung“) abgeben als wenn sie diese der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen würden?

Ich denke, die Qualität wäre die gleiche. Aus meiner Sicht ist die Erwartungshaltung eine andere. In einer Lehrveranstaltung kann ich mit einer grundsätzlich wertschätzenden Haltung der Beteiligten rechnen. Exponiere ich mich hingegen im Netz muss ich auch mit anderen Reaktionen rechnen. Sich aktiv im Web 2.0 zu beteiligen, heißt in jedem Fall Unsicherheiten auszuhalten. Ohne zu wissen, was man dafür bekommt.

Weil bei mir die Neugier überwiegt, tendiere ich dazu Unsicherheiten in Kauf zu nehmen. Und weil ich den möglichen Gewinn höher einschätze als die sehr theoretischen Verluste scheint mir die einzig logische Antwort auf meine Frage aus der Überschrift: „Was einmal gedruckt ist, gehört der ganzen Welt.“

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Wollen die Manager Social Media?

Michael Hengl bloggt im Harvard Business Manager über die Blockadehaltung von Führungskräften bei der Nutzung von Social Media in Unternehmen. Er plädiert für eine Demokratisierung der Kommunikationskultur und fordert auf, die kollektive Intelligenz der Mitarbeiter zu nutzen. Als Motive der Widerspenstigen führt er Angst vor Veränderung und Machtverlust sowie Überforderung und Mangel an Weitsicht an. Michael Hengl schließt den Artikel zuversichtlich ab und prognostiziert, dass sich Social Media trotz aller Widerstände durchsetzen werde. Weil die Vorteile überwiegen!

einige menschliche Schwächen

 

Der Artikel beschreibt die Motive für die ablehnende Haltung der Manager sehr einleuchtend. Hengl’s Annahmen über die Chancen von Social Media finde ich jedoch angesichts der Realität in vielen deutschen Unternehmen übertrieben optimistisch.

Menschen werden von Motiven und Präferenzen getrieben

Wo die Internetnutzung durch Betriebsvereinbarungen geregelt wird, Mitarbeiter von ihrem Arbeitgeber bespitzelt werden und der Anteil der hochmotivierten Beschäftigten sich im Sinkflug befindet, sollte man die Innovationskraft von Social Media nicht durch die Brille des Romantikers betrachten. Hierarchische Strukturen, eine Kultur des gegenseitigen Mißtrauens und permanenter Profilierungsdruck passen einfach nicht zusammen mit partnerschaftlicher Zusammenarbeit, offener Kommunikation und der freien Entscheidung sein Wissen zu teilen. Diese Gegensätze zu überbrücken wird schwierig sein, es erfordert einen Wandel in der Unternehmenskultur. So etwas dauert und muss gewollt sein.

Was ich Hengl nicht recht glauben will, ist das Argument der Überforderung, des Nichtverstehens der Medien. Kann es nicht auch so sein? Wer teile und herrsche zum Führungsprinzip erkoren hat, wird lieber als digitaler Idiot dastehen, als einen Schnipsel seines Herrschaftswissens preiszugeben. Warum sollte er das auch tun? Im Interesse des Unternehmens? Die Interessen der Manager können mit den Interessen des Unternehmens übereinstimmen, müssen es aber nicht. Ich denke nicht, dass die Manager die Chancen von Social Media generell nicht erkennen oder nicht verstehen. Im Gegenteil! Einige haben sich wohl lediglich entschieden ihren eigenen Präferenzen den Vorrang zu geben.

Weitere Links zum Thema:

Nur 36% dürfen Social Media uneingeschränkt nutzen

Social Media Kommunikation im Unternehmen erwünscht?

10 Unternehmen, die auf Social Media verzichten sollten

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Über Kreative und den digitalen Graben

Bei meiner kürzlich durchgeführten Recherche zum Thema E-Learning für Senioren durften die Studien der Initiative D21 natürlich nicht fehlen.

Bildquelle: © Artco – Fotolia.com

Die Initiative D21 wurde 1999 gegründet, um die digitale Spaltung Deutschlands zu bekämpfen. Seitdem veröffentlicht der hochkarätig besetzte gemeinnützige Verein einmal jährlich den (N)Onliner Atlas. Diese Studie gibt detailliert Auskunft über die Internetkompetenz der Deutschen.

Weil man seit der Einführung der Sinus-Milieus ohne kreative Wortschöpfungen zur Beschreibung einer Zielgruppe nicht mehr auskommt, war auch die Initiave D 21 schöpferisch tätig. Die Gruppen, in denen sich die digitale Elite und die weniger Glücklichen nun wiederfinden heißen:

  • Die digitale Avantgarde
  • Die digitalen Profis
  • Die Trendnutzer
  • Die Berufsnutzer
  • Die Gelegenheitsnutzer
  • Die digitalen Außenseiter

Die digitalen Außenseiter sind mit einem Anteil von 35% die größte Gruppe, weshalb man in der Studie auch den Begriff des „digitalen Grabens“ benutzte, um die Situation der deutschen Internetlandschaft zu beschreiben. Gleichzeitig hat diese Gruppe mit 64,9 Jahren auch das höchste Durchschnittsalter.

Ganz tief unten, im digitalen Graben, findet man schließlich die Frauen über 70. Zu deren Ehrenrettung äußerte sich die Geschäftsführerin des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit, Birgit Kampmann, mit den Worten:

„Wir kommen nicht weiter, wenn wir Frauen über 70 Jahren als Problemgruppe stigmatisieren und unterstellen, sie seien in der digitalen Gesellschaft nicht angekommen. Sie verfügen über viel Lebenserfahrung und finden sich auch ohne eigene Internetnutzung bestens zurecht.“

Ts, Ts … digitale Spaltung, digitaler Graben, Stigmatisierung. Bitte etwas mehr Gelassenheit, meine Damen und Herren.

Wie wäre es denn, wenn man in der Diskussion über die Internetnutzung nicht nur über die Kompetenz sondern auch über die Relevanz nachdenken würde?

Für die Jugendlichen bis 19 Jahre ist das Internet, gleich nach dem Handy, das wichtigste Medium. Es ist Teil ihrer sozialen Realität. Junge Internetnutzer sind aktiv in unterschiedlichen sozialen Netzwerken, loggen sich mehrmals täglich dort ein, nutzen Instant Messenger, tauschen Daten und verabreden sich. Die Grenzen zwischen digitalem und echtem Leben sind nicht klar voneinander abgegrenzt, beides geht fließend ineinander über.

Menschen über 70 nennen Radio, Fernsehen und Tageszeitungen als beliebteste Medien. Die ältere Generation nutzt ihre Zeit bevorzugt für die Pflege von Hobbys, um sich mit der Familie und Freunden zu treffen, für Reisen und kulturelle Interessen. Das alles funktioniert auch ohne Internet. Diejenigen, die das Internet dafür einsetzen wollen, werden es tun. Für viele andere hat es möglicherweise einfach keine Relevanz. Darüber könnte man vieleicht einmal nachdenken.

Quellen:

 

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